Als ein Vorteil dieser Methode kann genannt werden, daß durch den vorhandenen Modell-Schaltplan eine hohe Anschaulichkeit gewährleistet ist. Der Elektroingenieur als Anwender des Modells kann in seiner vertrauten Denkweise arbeiten. Die Simulationsergebnisse sind so leichter nachzuvollziehen, zu interpretieren und auf ihre Glaubwürdigkeit zu kontrollieren. Diese Modelle besitzen auf Grund ihres Aufbaus bereits elektrische Anschlußknoten und können direkt in die zu analysierende Schaltung eingebunden werden. Eine Portabilität zwischen verschiedenen Simulatoren ist durch die Verwendung gleicher Grundelemente in einem gewissen Umfang gegeben. Netzwerksimulatoren sind typisch für PC-Anwendungen und garantieren für kommerziell erstellte Modelle einen großen Kreis potentieller Nutzer, u.a. wegen der in kleineren Entwicklungsabteilungen vorherrschenden PC-Technik. Wegen der genannten Vorteile wird auch in Simulatoren, deren Hochsprachen eine direkte mathematisch-physikalische Modellierung zuließe, auf die Modellierung mit elektrischen Ersatzschaltungen nicht verzichtet.
Das Verfahren der Modellierung der direkten Zuordnung von Eigenschaften zu einzelnen Ersatzschaltelementen bringt es mit sich, daß die meisten Eigenschaften unabhängig von einander nachgebildet und wiedergegeben werden. Dies erlaubt eine einfache, verkopplungsfrei Parametrisierung, d. h. bei der Änderung einer Eigenschaft bleiben alle anderen in der Regel erhalten. Zur Anpassung an andere Typen des gleichen Bauelementes können einzelne Parameter angepaßt werden, ohne das komplette Modell zu ändern. Außerdem ist eine Reduzierung von Modellen auf Grundeigenschaften realisierbar, ohne die Gesamtfunktion zu verlieren, indem auf die Teile des Netzwerkes verzichtet wird, welche die nicht benötigten Eigenschaften repräsentieren. Dies ist eine der Grundvoraussetzungen für eine Modellierung in Level unterschiedlicher Komplexität (Kap. 2.2.1), so daß eine Anpassung der Modellhierarchie an die konkrete Aufgabenstellung möglich ist. Ersatzschaltungen können zu Makromodellen oder subcircuits zusammengesetzt werden und sind dann in einer größeren Schaltung mit verschiedenen Parametern mehrfach einsetzbar.
Mit der Anzahl der zu berücksichtigenden Eigenschaften der Leistungshalbleiter wächst der Umfang des Modells. Jeder zusätzliche Knoten des Ersatzschaltnetzwerkes erhöht die Ordnung der vom Simulator zu lösenden Matrix der Knotenpotentiale, was sich unmittelbar auf eine Erhöhung des Simulationszeitbedarfes auswirkt. Mit dem Ziel, diese möglichst gering zu halten, ist auf eine einfache Netzstruktur mit einer niedrigen Knotenzahl zu achten. Redundanzen sind zu vermeiden und Reihen- bzw. Parallelschaltungen von gleichwirkenden Ersatzschaltelementen sind zusammenzufassen.
Bei komplexeren Systemen, die über das diskrete analoge Bauelement hinaus gehen, stößt man mit Ersatzschaltungen schnell an Grenzen einer sinnvollen Modellierung. Die höhere Funktionalität führt zu einem überproportionalen Anstieg des Modellumfang und damit auch des Simulationsaufwandes. Dann sollten andere Beschreibungsarten angewendet oder mit der elektrischen Ersatzschaltung kombiniert werden. Eine solche Vorgehensweise wird am Beispiel von Smart-Power-Elementen in Kap. 6 beschrieben.
Modelle aus Ersatzschaltungen bestehen im wesentlichen aus den in der Tabelle 3.1 aufgeführten Grundelementen mit linearen und nichtlinearen Abhängigkeiten bzw. gesteuerten oder ungesteuerten Größen. Die Ersatzschaltungen realer, passiver Bauelemente setzen sich in der Regel aus RLC-Netzwerken zusammen, aktive Bauelemente enthalten zusätzlich gesteuerte Quellen und Dioden als Sonderform eines nichtlinearen Widerstandes. Die Bezeichnungen für die Bauelemente wurden dem in dieser Arbeit bevorzugt eingesetzten Simulator Simplorer1 entnommen. Im konkreten Fall können abweichende Bezeichnungen üblich sein.
Ersatzschaltelement | Schaltsymbol | Strom-/Spannungsbeziehung |
Basiselemente | ||
R Widerstand | R = V/I | |
C Kapazität | C = IC/(dvC/dt) C = Q/U | |
L Induktivität | L = VL/(diL/dt) | |
E Spannungsquelle | V = konst. Ri = 0 | |
I Stromquelle | I = konst. Ri = Inf. | |
gesteuerte Quellen | ||
EU spannungsgesteuerte Spannungsquelle | V2= f(V1) | |
EI stromgesteuerte Spannungsquelle | V2= f(I1) | |
II stromgesteuerte Stromquelle | I2= f(I1) | |
IU spannungsgesteuerte Stromquelle | I2= f(V1) | |
Sonderformen für Halbleitermodelle | ||
D pn-Übergang (statisch) | I1= f(V1) |
Bei der Verwendung mathematischer Ausdrücke zur Bauelementberechnung ist mit besonderer Sorgfalt zu arbeiten. Während des Itterationsvorganges des Simulators können die in den Ausdrücken verwendeten Spannungen oder Ströme die physikalisch gegebenen Grenzen überschreiten, so daß undefinierte Lösungen ermittelt werden oder der maximale Zahlenbereich überschritten wird. Dies führt zu unrealen Simulationsergebnissen bzw. zum Simulationsabbruch.
Abhilfe gegen solche Modellunzulänglichkeiten kann der Einbau kleiner
vernachlässigbarer Fehler schaffen, beispielsweise um eine Division
durch Null zu verhindern:
Negative Werte passiver Bauelemente und negative Wurzelausdrücke
lassen sich durch Verwendung von Betragswerten vermeiden.
Vorsicht ist bei der Verwendung der tanh(x)-Funktion geboten. Diese
bietet sich zwar wegen ihrer schnell gegen ± 1 konvergierenden Funktionswerte
als Begrenzer bzw. "mathematischer Schalter" an. Bei der simulatorinternen
Berechnung über die Exponentialfunktion
stehen unter Umständen unzulässig große Zahlenwerte
x im Exponenten (hohe Strom und Spannungswerte in der Leistungselektronik)
und es kommt zu einem Gleitkommafehler.
Eine weiteres Problem sind die durch mathematische Ausdrücke oder vordefinierte Modellfunktionen berechneten Bauelemente, mit denen die Portabilität der Modelle verloren geht.
Fachgebiet | Treibende Größe | Wirkung |
Elektrotechnik | Spannung V (V) | Strom I (A) |
Hydraulik | Druck p (N/m2) | Volumenstrom Qv (m3/s) |
Wärmelehre | Temperatur |
Wärmestrom th (J/K) |
Mechanik
Translation Rotation |
Kraft F (N)
Drehmoment M (Nm) |
Geschwindigkeit v (m/s)
Winkelgeschwindigkeit w (rad/s) |
Zur Nachbildung von Energiespeichern jeglicher Art sind Induktivitäten
L oder Kapazitäten C heranzuziehen. Die Analogiebeziehungen von elektrischer
zu mechanischer Energie kann beispielsweise wie folgt hergestellt werden:
wobei m für die Masse und J hier für das dynamische Trägheitsmoment
steht.
Die gemeinsame Basis zur Lösung von Problemen unterschiedlicher
physikalischer Gebiete ist das Aufstellen von Differentialgleichungsystemen.
Ein Vergleich der Elemente dieser Gleichungen stellt die Verbindung zwischen
den Größen her. Mit Hilfe der Analogiebeziehungen ist es dem
Elektroingenieur möglich, in seiner gewohnten Umgebung zu arbeiten,
und eventuell fehlende Beschreibungsmöglichkeiten im Simulator werden
umgangen.
Die Ersatzschaltungen werden als Hilfsnetzwerk (Kap.
3.1.1.3) aufgebaut. Am Beispiel der besonders bei der Halbleitermodellierung
häufig verwendeten Analogiebeziehungen zu thermischen Problemen soll
im folgenden die Vorgehensweise bei der Umsetzung eines nichtelektrischen
Problems in eine elektrische Ersatzschaltung erläutert werden.
Die thermischen
Ersatzschaltungen dienen zur Berechnung der Halbleitertemperatur durch
Eigenerwärmung. Ausgangspunkt ist die Überlegung, daß die
mit den elektrischen Verlusten erzeugte Wärme einen Wärmestrom
zur Oberfläche verursacht. Die Gleichungen des Wärmetransports
und der Wärmespeicherung in festen Körpern sind mit denen des
Transportes und der Speicherung von Ladungsträgern vergleichbar. Betrachtet
man ein differentiales Volumenelement, ergibt sich der eintretende Wärmestrom
th1
aus dem austretenden Wärmestrom
th2
und einem Anteil aus der Änderung der gespeicherten Wärmemenge
Qth . Entsprechendes gilt auch für den elektrischen Strom.
Mit den Gleichungen für Wärmetransport:
und Wärmespeicherung:
wird Gleichung (3.14) in die Form:
überführt, aus der sich die in Abb. 3.2 dargestellte elektrische
Ersatzschaltung ableiten läßt. In der Praxis werden abgeschlossene
geometrische Figuren zu einem RC-Glied zusammengefaßt.
Es
entsteht ein Kettenleiter aus RC-Gliedern entsprechend den am Wärmetransport
beteiligten Materialien. Grenzflächen fester Körper stellen dem
Wärmetransport ebenfalls einen Widerstand entgegen, diese werden als
Serienwiderstände in die Kette eingefügt. Gleiches gilt für
die Wärmekonvektion an der Oberfläche zum Kühlmedium. Gemeinsam
mit der für die Verlustleistung stellvertretenden Stromquelle und
der Umgebungstemperatur als Gegenspannungsquelle entsteht die in Abb. 3.3
dargestellte Form einer thermischen Ersatzschaltung. Der Spannungsabfall
über der Verlustleistungsquelle entspricht der Sperrschichttemperatur
und ist gleich der Summe der Teilspannungsabfälle über den thermischen
Widerständen.
Soll nur die
zeitliche Änderung der Sperrschichttemperatur als Funktion der Verlustleistung
berechnet werden, ist es auch üblich, Kettenleiter aus parallelen
RC-Gliedern (Abb. 3.4) zu verwenden /Türkes/
/Fasching/. Vorteil ist die leichtere Parametrisierbarkeit
aus einer gegebenen transienten thermischen Impedanz Zth . Jedes
RC-Glied entspricht einer aus dieser Funktion ermittelten Zeitkonstante.
Der physikalische Bezug der Ersatzschaltelemente geht dabei allerdings
verloren. Eine Beeinflussung durch die äußere Temperatur ist
nicht mehr möglich.
Mit den Basiselementen R, L und C sind die mathematischen Operationen
Hilfsnetzwerke sind nur als Ergänzung von Netzwerkmodellen zu verstehen oder als Notlösung für Simulatoren, in denen Ersatzschaltungen als einzige Modellierungsprache zur Verfügung stehen. Bei der Notwendigkeit umfangreicher Nebenberechnungen sollten nach Möglichkeit andere Modellierungssprachen gewählt werden.
Der Einsatz von Petri-Netzen für Verhaltensmodelle ist sowohl für digitale als auch für analoge Anwendungsgebiete denkbar. Die Erstellung eines Zustandsmodells für diskrete Leistungshalbleiter wurde in Kap. 2.3.1 ansatzweise erläutert und ist direkt mit Petri-Netzen durchführbar. Das eigentliche Einsatzgebiet ist die ereignisorientierte Modellierung von Steuerungen. Steuerungsprozesse und Überwachungsfunktionen haben unter leistungselektronischen Gesichtspunkten einen digitalen Charakter. Eine binäre Betrachtungsweise mit high oder low-Pegel bzw. mit true und false ist meist ausreichend. Signaländerungen sind ein Ereignis und führen zu Zustandsänderungen. Zwischen zwei Ereignissen befindet sich das System in einem Ruhezustand, so daß keine fortlaufenden Neuberechnungen von Strömen und Spannungen notwendig sind. Aus diesem Grund stellt eine Modellierung der Steuerung mit analogen Modellen bei der Analyse leistungselektronischer Schaltungen einen nicht notwendigen Aufwand dar. Diese Aussage ist auch auf Smart-Power-Elemente übertragbar. Eine effektive Modellierung der in diese Elemente integrierten Ansteuer- und Schutzfunktionen kann nur ereignisorientiert erfolgen. Petri-Netze bieten dafür eine geeignete Lösung (Kap. 6).
Der wesentliche Vorteil der Petri-Netze besteht in der Reduktion des an den Simulator gestellten Rechenaufwandes, auf die im aktiven Zustand gültigen Beziehungen. Je höher die Abstraktion auf die wesentlichen Eigenschaften ist, um so geringer wird der Aufwand. Auf diese Weise sind enorme Rechenzeiteinsparungen möglich. Das Zeit- und Zustandsregime von signalverarbeitenden Schaltungen kann ohne Rücksicht auf verwendete Bauelemente als Ursache-Wirkungskette in einer Zustandsfolge mit Petri-Netzen modelliert werden. Dadurch ist eine hohe Übersichtlichkeit und Nachvollziehbarkeit der Funktion dieser Schaltungsteile gewährleistet. Der Aufbau einer hierarchischen Struktur mit Netzen und Subnetzen kann problemlos erfolgen.
Die Verwendung von Petri-Netzen für Modelle diskreter Halbleiter weist den Mangel auf, daß keine elektrischen Anschlußknoten für das Modell vorhanden sind. Diese müssen erst in Kombination mit gesteuerten Quellen in einer Ersatzschaltung geschaffen werden.
Zur Erstellung eines Modells mit Petri-Netzen wird der in Kap.
2.3.1 für Zustandsmodelle aufgestellte Handlungsablauf angewendet.
Den Anfang bildet die Definition der Zustände und deren namentliche
Bezeichnung. Es werden Vorgänger und Nachfolger bestimmt. Zwischen
verbundenen Zuständen werden die Übergangsbedingungen als mathematisch
formulierte Kriterien meist als Vergleichsoperation festgelegt. Innerhalb
der Zustände werden mit Berechnungsvorschriften und Zeitoperatoren
die Eigenschaften des Modell für den aktivierten Zustand festgelegt.
Für den
Aufbau des Netzes stehen damit drei Grundelemente zur Verfügung:
Es ist eine Beschreibung von Systemblöcken jeder Größe auf Ebenen unterschiedlichster Komplexität und beliebigen Abstraktionsleveln möglich. Die Sprachen sind gleichermaßen für eine rein physikalisch funktionale Modellierung auf der Bauelementeebene wie für eine reine Beschreibung des Klemmenverhaltens ganzer Anlagen geeignet. Diese Sprachen ermöglichen gleichzeitig Verhaltensbeschreibungen von analogen, digitalen und gemischten Systemen. Das Lösen von technischen Problemen wird im analogen Bereich auf die Lösung von Differentialgleichungssystemen zurückgeführt. Damit ist keine Festlegung auf elektrische Beziehungen getroffen, so daß auf gleicher Modellierungsebene thermische, mechanische oder hydraulische Probleme bearbeitet werden, ohne das eine Umsetzung über Äquivalenzbeziehungen notwendig ist. Zur Berechnung wird verallgemeinernd zwischen Across-Größen (v) und Through-Größen (i) unterschieden. Das Verhalten eines Bauelementes wird durch Aufstellen der Beziehungen zwischen den beiden Größen beschrieben. An jeder Klemme des Bauelement ist eine der Größen als Funktion der anderen gegeben.
abhängige Größe = f (unabhängige Größe)
Alle Gleichungen und Festlegungen zu einem Bauelement werden in einer
Substruktur (Entity, Template) abgelegt.
Für die Substrukturen existieren einheitliche Festlegung für
den Aufbau nach folgendem Schema:
Kopf (Name)Innerhalb der Beschreibung können andere Substrukturen aufgerufen werden. Eine Nachbildung komplexerer Systeme ist dadurch in Teilkomponenten möglich. Mit einer großen Anzahl vordefinierter Substrukturen besteht ein bibliotheksähnlicher Fundus, aus dem höherrangige Modelle zusammengesetzt werden können. Für die Zusammenschaltung solcher Bauelemente muß gelten:Knotenbeschreibung (Name, Typ) Parameter (Name, Typ, Defaultwert) Beschreibung
Definition der verwendeten Variablen, Konstanten und Hilfsgrößen Aufstellung der Knotenbeziehungen mit Gleichungen, Zustandsunterscheidungen, Nebenbedingungen Unterscheidungen zu den Schaltungsanalyseformen (DC, AC, Trans) Festlegungen zur Erhöhung der Konvergenzsicherheit und der physikalischen Plausibilität (Abfangen physikalisch unsinniger Ergebnisse)
Mit der Definition des Stroms als elektrische Through-Größe
und der Spannung als Accros-Größe werden die Gleichungen für
2-, 3- oder n-Pole der Elektrotechnik aufgestellt. Im einfachen Fall eines
Widerstandes mit den Anschlüssen 1 und 2 lautet damit die aufzustellende
Gleichung:
oder für eine Kapazität:
Weitere Beziehungen innerhalb einer Bauelementebeschreibung können
Temperatur- oder Frequenzabhängigkeiten festlegen.
Beim Modellaufbau von Bauelementen, die über die Grundelemente
R, L und C hinausgehen, wird dem Modellierer freie Wahl bei der Anwendung
verschiedener Beschreibungsmöglichkeiten und Techniken gelassen. Der
Aufbau der Modelle kann direkt über Gleichungen erfolgen, wenn ein
eindeutiger physikalischer Zusammenhang beschreibbar ist. Zur Halbleitermodellierung
müssen oft innerhalb einer Substruktur zusätzliche Knoten geschaffen
werden, um beispielsweise bei Ladungsänderungen zwischen den einzelnen
Regionen mehrschichtiger Halbleiter differenzieren zu können. Da sich
die Gleichungen auch Bauelementen zuordnen lassen, entstehen so Ersatzschaltungen
in Form von Gleichungssystemen. Wegen der besseren Anschaulichkeit und
den anderen in Kap. 3.1.1 genannten
Vorteilen besteht aber auch die Möglichkeit der direkten Eingabe von
elektrischen Ersatzschaltung in Form von Netzlisten. Hinter den Ersatzschaltelementen
stehen in den Substrukturen die entsprechenden Gleichungen.
Die Beschreibung von nichtlinearen Zusammenhängen wird einfacher, wenn diese in einzelne Abschnitte untergliedert werden, um den Gültigkeitsbereich von Gleichungen zu beschränken. Die Verwendung von Fallunterscheidungen (IF-THEN) ermöglicht eine vom Systemzustand abhängige Modellierung. Berechnungsergebnisse, die zu Konvergenzschwierigkeiten führen würden, sind durch Begrenzungen abzufangen.
Als Nachteile für den Einsatz der Modelliersprachen müssen die relativ hohen Kosten für hard- und software bei workstation basierenden Simulatoren genannt werden. Das Verständnis für den Modellinhalt geht bei umfangreichen mathematischen Konstruktionen und bei nicht hinreichend genauer Kenntnis der Modellierungssprache verloren. Die Modelle werden zum Teil zum Schutz der Urheberrechte kodiert, so daß sich der Anwender auf die Ergebnisse blind verlassen muß. Eine Austauschbarkeit der Modelle zwischen den Simulatoren ist im allgemeinen nicht gegeben.
Zur Behebung des letzten Mangels werden gegenwärtig große Anstrengungen unternommen, um eine Standardisierung einer analogen Beschreibungssprache zu erreichen. Vom IEEE Design Automation Standartization Committee wird aus diesem Grund eine Arbeitsgruppe unterstützt, die in bezug auf den Standard VHDL für digitale Simulationstools eine analoge Spracherweiterung mit dem Namen VHDL-A entwickelt.
Ersatzschaltungen | Zustandsgraphen | Hochsprachen |
Abbildung äußerlich meßbarer Eigenschaften auf elektrische Ersatzschaltelemente in Netzwerken | Zerlegung des Systems in Netzwerke aus Zuständen mit analytischer Berechnung der Eigenschaften | programmiersprachenförmige Beschreibung in beliebiger Form mit Gleichungen, Netzwerken oder Zuständen |
vorrangig für elektrische Größen, andere physikalische Gesetzmäßigkeiten über Analogiebeziehungen | keine Beschränkung auf Elektrotechnik, direkte Berechnung aller physikalischen Größen möglich | keine Beschränkung auf Elektrotechnik, direkte Berechnung aller physikalischen Größen möglich |
weite Verbreitung auf PC-Basis und workstation | geringer Bekanntheitsgrad | geringere Verbreitung, nur auf workstation |
auf andere Simulationssysteme übertragbar | keine Übertragbarkeit | keine Übertragbarkeit |
hohe Anschaulichkeit durch direkte physikalische Interpretation, vertraute Denkweise des Elektroingenieurs | geringere Anschaulichkeit durch höheren Abstraktionsgrad, Denkweise der Steuer- und Reglungstechnik | Anschaulichkeit je nach Wahl der Umsetzungsform |
realisierbare Eigenschaften vom Modellumfang begrenzt | Selektion wirksamer Eigenschaften durch Zustände | Selektion wirksamer Eigenschaften durch Zustände |
Eine Aneinanderreihung von Vierpol-Kleinsignalparametern zu einer Großsignalbeschreibung ist nicht immer zulässig. Beispiel sind die Halbleiterkapazitäten, die mit einer Kapazitätsmessung im stromlosen Zustand ermittelt werden und im Gegensatz dazu die Ladungsverhältnisse, die sich tatsächlich bei Stromfluß ergeben.
Zur Umsetzung der Kennlinien existieren verschiedene Lösungswege. Die Übernahme kann abschnittsweise mit Geraden, durch Approximation mit einer Gleichung oder direkt über Stützstellen erfolgen.
Eine simple aber schon etwas antiquierte Form ist die abschnittsweise Approximation von Kennlinien durch Geraden. Ein Vorteil ist die einfache Lösung durch Aufstellen von Geradengleichungen mit wenigen Parametern, ein wesentlicher Nachteil sind Konvergenzprobleme, die wegen der Unstetigkeiten an den Schnittstellen der Geraden auftreten, und der naturgemäß große Fehler. Anhand der Konstruktion eines vereinfachten Ausgangskennlinienfeldes eines Transistors sollen die verschiedenen Techniken bei der Arbeit mit Kennlinien beschrieben werden.
Die
Approximation beginnt mit einer Aufteilung in Kennlinienabschnitte, die
mit einem vertretbaren Fehler durch Geraden genähert werden können.
Das Aufstellen der Geradengleichungen stellt kein Problem dar:
Mit den nach der Spannung:
oder dem Strom:
umgestellten Geradengleichung sind Ersatzschaltung gemäß
Abb. 3.9 a) und b) aufzubauen.
Weiterhin ist zu entnehmen, daß Kennlinien parallel zur Ordinate
mit einer Gleichspannungsquelle und parallel zur Abszisse mit einer Stromquelle
verschoben werden können. Für eine einzelne Gerade sind beide
Verfahren gleichwertig, nicht aber bei Konstruktionen aus mehreren linearen
Abschnitten. Eine Kennlinienschar mit parallel zur Abszisse verschobenen
Ästen erhält man demnach durch eine gesteuerte Stromquelle (Abb.
3.10). Die Steuergröße
kann nichtlinear sein.
Damit man Teile des Kennlinienfeldes ausschließen und Gültigkeitsgrenzen für Kennlinienabschnitte festgelegen kann, bedarf es eines "Schalters". Dazu wird das Bauelement einer idealen Diode eingeführt.
Für
das Ausgangskennlinienfeld des Transistors müssen in Abb. 3.9 a) die
Spannungen im III. und IV. Quadranten und in Abb. 3.10 die Ströme
im II. und III.Quadranten für die äußeren Klemmen unwirksam
gemacht werden. Die Reihenschaltung von D1 zu V0
verhindert negative Ströme und die Parallelschaltung von D2
schließt die Stromquelle kurz, wenn die Bedingung V<= V0+IR1
erfüllt ist. Beide Kennlinienabschnitte sind miteinander zu verknüpfen.
Da nur der Kennlinienteil mit dem Anstieg R2 in Abhängigkeit
von
parallel zur Abszisse
zu verschieben ist, werden Stromquelle, R2 und D2
in Reihe zur übrigen Ersatzschaltung geschaltet. Eine Parallelschaltung
beider Schaltungsteile hätte eine Anhebung der gesamten Kennlinie
zur Folge. Mit der in Abb. 3.11 dargestellten Ersatzschaltung entsteht
das vereinfachte Ausgangskennlinienfeld eines Transistors (siehe
auch BJT in Kap 5.2). Mit verschiedenen nichtlinearen Funktionsabschnitten
läßt sich die Übereinstimmung mit einem realen Bauelement
weiter erhöhen.
Werden Geradennäherungen von Kennlinien benutzt, ist es vorteilhaft
für den Übergangsbereich der Geraden, Gleichungen aufzustellen,
die einen stetigen Übergang von einem Kennlinienabschnitt zum nächsten
garantieren und damit das Konvergenzverhalten der Modelle verbessern /Leonh/.
Die angewandten Techniken zur Begrenzung der Gültigkeitsbereiche und
zurVerschiebung von Geradenabschnitten lassen sich sinngemäß
auch auf anderen Funktionen anwenden.
Ein Verfahren
zur abschnittsweisen Nachbildung von Kennlinien ist eine Approximation
mit halbseitig fastlinearen Basisfunktionen. Bewährt hat sich die
Funktion:
Ohne die Störung ist die Funktion für x <=
x0 gleich Null und für x >= x0 verläuft
die Funktion nach der Geradengleichung
y = 2k(x-x0). Die Störung
sorgt für den allmählichen Übergang zwischen den beiden
Geraden (Abb. 3.12).
Die Umsetzung in elektrische Ersatzschaltungen ist durch Polynomquellen
möglich. Der Wurzelausdruck wird substituiert und in einem Hilfsnetzwerk
berechnet. Mit verschiedenen Werten für k, x0 undkönnen
abschnittsweise lineare Kennlinien zusammengesetzt werden, ohne daß
die oben für Geradengleichungen beschriebenen Probleme mit dem Konvergenzverhalten
auftreten /Voigt/.
Für das Konvergenzverhalten des Modells in einer Simulationsschaltung ist die geschlossene stetige Beschreibung mit einer Gleichung am günstigsten. Stetig differenzierbare Funktionen erhöhen die Stabilität von Iterationsverfahren für die numerische Lösung von Gleichungssystemen.
Eine Möglichkeit, die Gleichung zu ermitteln besteht darin, sie aus bekannten physikalischen Zusammenhängen herzuleiten und sie zur verhaltensbeschreibenden Modellierung aufzuarbeiten. Zur Überführung in Ersatzschaltungen müssen die Gleichungen in elektrisch interpretierbare Glieder (Ströme, Spannungen, Widerstände...) zerlegt werden. Eine Berechnung von Zwischenergebnissen kann in Hilfsnetzwerken erfolgen. Ein Problem stellen fehlende Halbleiterparameter dar, Abhilfe können da semiempirische Lösungen schaffen. Dieser Schnittpunkt zur halbleiterphysikalischen Modellierung liefert sehr oft gute Ergebnisse.
Eine andere Möglichkeit ist es, Datensätze der Kennlinie mit
einem Funktions-Fit zu approximieren. Kommerzielle mathematische Softwarepakete
besitzen im allgemeinen die Fähigkeit, eingegebene Wertepaare mit
einem Fit durch eine Gleichung zu nähern. Sie verbinden meist die
Approximation mit einer Minimierung der Abweichung nach der Methode der
kleinsten Fehlerquadrate F:
wobei X der Datenpunkt und x Wert der approximierten Funktion an der
Stelle n ist.
Die häufigste Form der Kurvenapproximation sind Polynomreihen.
Mit steigenden Potenzen kann der Fehler zwischen vorgegebenen Grenzen beliebig
verringert werden. Eine bessere Übereinstimmung wird erreicht, wenn
die Glieder der Reihe eine mathematische Form besitzen (exp, trigonometrische
Funktionen), die dem tatsächlichen funktionalen Zusammenhang sehr
nahe kommt /Wolfram/. In allen Fällen sind
die Gültigkeitsgrenzen anzugeben, da außerhalb dieser Grenzen
der Fehler schnell zunimmt. Insbesondere Polynome höherer Ordnung
beginnen stark zu oszillieren. Dieser Nachteil der höhergradigen Polynome
gewinnt an Bedeutung, wenn man beachtet, daß der Simulator bei seiner
iterativen Lösungsfindung auch außerhalb dieser Grenzen arbeiten
kann.
Mit einem
sehr geringen Bearbeitungsaufwand kommt man aus, wenn der Simulator die
Möglichkeit bietet, Kennlinien direkt als Wertepaare in Tabellenform
zu verarbeiten. Die Wertepaare lassen sich aus Diagrammen eines Datenblattes
auslesen oder entsprechen den Meßpunkten einer gemessenen Kennlinie.
Dem Bauelement werden die Stützstellen in der Form y = f(x) zugeordnet.
Die Anwendung der Wertepaare ist nicht nur auf Strom-Spannungs-Kennlinien
(z.B. für einen pn-Übergang) beschränkt. Auf diese Art kann
jede beliebige monoton wachsende Funktion einem Bauelement zugeordnet werden,
unter Umständen auch indirekt mit gesteuerten Quellen.
Bei den meßtechnisch gewonnenen Punkten ist eine graphische Darstellung vor der Modellierung angebracht. Ein monotoner Kurvenverlauf ist sicherzustellen, eventuelle Ausreißer sind zu eliminieren. Die Verwendung einer Glättungsfunktion kann zu Verschiebungen führen, bei wenigen Meßpunkten ist deshalb eine Korrektur per Hand vorzuziehen. Um Änderungen im Monotonieverhalten bei exponentiellen Kurvenverläufen aufzudecken, ist eine logarithmische Darstellung hilfreich. Mit höher werdender Anzahl von Wertepaaren läßt sich der Fehler, der durch die Interpolation zwischen den Punkten entsteht, vermindern.
Besonders stark
gekrümmte Kurvenabschnitte sind mit einer hohen Anzahl von Stützstellen
zu versehen, da dort die größten Abweichungen entstehen und
starke Unstetigkeiten zwischen den interpolierten Abschnitten auftreten
(Abb. 3.13).
Anhand der Diodenkennlinie soll noch ein praktisches Beispiel für
die Brauchbarkeit der einzelnen Lösungen gegeben werden. Die erste
grobe Näherung der Diodenkennlinie ist mit 2 Ersatzgeraden möglich,
deren Schnittpunkt die Schleusenspannung VF0 ist:
Mit roff ->
, ron -> 0 und VF0 = 0 ergibt sich mit den
Geraden ein ideales Diodenverhalten. Die Unstetigkeiten dieser Kennlinie
können zu Schwierigkeiten bei der Netzwerkberechnung führen.
Eine Form der geschlossenen Beschreibung mit einer stetigen Gleichung
ist die Exponentialfunktion nach Gleichung (3.3) In der Strom-Spannungs-Kennlinie
des pn-Übergangs dominiert bei kleineren Strömen die exponentielle
Spannungsabhängigkeit des Diffusionstroms, für größere
Ströme tritt eine Linearisierung durch den Bahnwiderstand auf. Dieser
wird durch Reihenschaltung eines Widerstandes in einer Ersatzschaltung
berücksichtigt. In der Leistungselektronik verursachen sehr hohe Ströme
durch die Hochinjektion von Minoritätsträgern eine Anhebung der
Majoritäten, so daß die Leitfähigkeit der Bahngebiete angehoben
wird. Daraus ergibt sich eine quadratischen Abhängigkeit, die mit
einer Parabelfunktion zu modellieren ist:
Mit beiden Gleichungen ist nur in Teilbereichen die reale Funktion
nachzubilden. In Abhängigkeit vom Arbeitspunkt ergeben sich unterschiedlich
große Abweichungen (Abb. 3.14).
Besonders günstig dagegen, auch in Bezug auf die Übernahme von Datenblattwerten, ist die direkte Zuordnung der Kennlinie über Wertepaare I=f (V). In Folge der hohen Ströme (Hochinjektion von Minoritätsträgern) und den unterschiedlichen Schichtfolgen einschließlich niedrigdotierter Bahngebiete besitzen auch andere leistungselektronische Bauelemente Kennlinien, die sich aus Teilen der vorangegangen Funktionen zusammensetzen und sich nicht geschlossen mit einer der Gleichungen (3.3) oder (3.33) realisieren lassen. Mit der Vorgabe eines Gleichungstyps oder von Geradenabschnitten wird die Lösungsvielfalt eingeschränkt und es treten zwangsweise größere Abweichungen auf. Dagegen können mit Wertepaaren beschriebene Kennlinien jede beliebige Funktion im Lösungsfeld beschreiben. Mit keiner analytischen Funktion kann über den gesamten Kennlinienverlauf eine ähnlich hohe Übereinstimmung erzielt werden. In einer solchen Zahlenfolge sind alle statischen Spannungsabfälle der Sperrschicht und der Bahngebiete vereinigt.