Unabhängig von der Ladungsträgersteuerung und den am Leitungsvorgang
beteiligten Ladungsträgern entstehen für den IGBT und alle anderen
leistungselektronischen Bauelemente (Kap. 5) Modelle
mit ähnlichem Aufbau. Ursache ist die Reduktion auf äußerlich
bestimmbare Eigenschaften, die allen Bauelementen gemeinsam zu Grunde liegen.
Das Verfahren ist allgemeingültig und kann unabhängig vom verwendeten
Simulator eingesetzt werden. Im Detail hängt die Form der endgültigen
Umsetzung in die Ersatzschaltung von den Möglichkeiten des verfügbaren
Simulators ab. Die dargestellten Modelle wurden mit dem Simulator Simplorer
erstellt und getestet, sie sind in gleicher oder ähnlicher Form auf
andere Netzwerksimulatoren zu übertragbar.
Die Halbleiterstruktur und das Wirkprinzip mit dem dynamischen und statischen Verhalten des IGBT wurden bereits in zahlreichen Veröffentlichungen beschrieben /Hefner/ /Behr/. Im folgenden sind deshalb die grundlegenden Erläuterungen zum Bauelement kurzgefaßt und nur einige besondere Eigenschaften werden ausführlicher behandelt.
Im Ersatzschaltbild (Abb. 4.1) wurde die parasitäre npn-Bipolarstruktur am Gate nicht berücksichtigt. Ein lateraler Löcherstrom unterhalb des Gates verursacht einen Spannungsabfall, der ab ca. 0.7V zum Einschalten dieses Transistors führen kann. Es würden dann Elektronen von der höher dotierten n+ in die p+-Schicht injiziert, die nicht mehr über die Gatespannung zu steuern sind. Das Verhalten des IGBT entspräche dann dem eines Thyristors. Das als statischer Latchup bezeichnete Einrasten wird durch Strukturmaßnahmen der Hersteller (Aufbau und Dotierungsprofil der p+-Wanne) verhindert /NAKAGAWA/ und spielt bei Bauelementen der heutigen Generation keine Rolle mehr.
Zur Reduktion der Feldstärke bei hohen Sperrspannungen besitzt der IGBT wie alle Leistungshalbleiter eine schwachdotierte Zone. Je breiter diese schwachdotierte Zone ist, um so höher ist die zulässige Sperrspannung, aber auch der Durchlaßwiderstand ron.
Zur Beschreibung
der Vorgänge im Basisgebiet wird ein Koordinatensystem in den Schnitt
durch das Halbleitermaterial gelegt (Abb. 4.2), wobei mit wn-
die Weite der schwachdotierten Zone, mit wb die des Basisgebietes
und mit wj die der Raumladungszone RLZ bezeichnet ist.
Mit dem Ziel, den Bahnwiderstand der schwachdotierten Zone zu verringern
(Durchlaßverluste reduzieren), wird angestrebt, wn- zu
kürzen. Um dennoch vergleichbar hohe Sperrspannungen aufnehmen zu
können, haben die meisten Herstellern (Toshiba, IR, Mitsubishi) einen
n+-Bufferlayer bei x1 eingefügt. In dem erfolgt der endgültige
Abbau des bereits geschwächten Feldes der Sperrspannung. Da die Feldstärke
fast bis zum Emitter "durchgreift" wird diese Struktur als Punch-Through-IGBT
oder auf Grund der Schichtfolge als asymmetrischer IGBT bezeichnet. Ohne
diesen n+-Bufferlayer (Siemens, Semikron) muß die gesamte
Feldstärke innerhalb der Driftzone abgebaut werden. Sie darf "nicht
durchgreifen", folglich wird der Typ als Non-Punch-Through-IGBT
bezeichnet. Unterscheidungsmerkmale, die sich aus dem Aufbau ergeben, können
mit ihren Auswirkungen der nachfolgenden Aufstellung entnommen werden.
Mit jeder neuen Bauelementegeneration wird durch Strukturverfeinerungen
und Änderungen in den Dotierungen versucht, die Vorteile der jeweils
anderen Technologie zu erreichen. Dadurch verwischen die Unterscheidungsmerkmale,
so daß heute eine eindeutige Zuordnung anhand äußerer
Merkmale schwieriger wird. Für die verhaltensbeschreibende Modellierung
vereinfacht sich damit die Arbeit.
PT - IGBT | NPT - IGBT |
wn- kürzer, VCE(sat) geringer, niedrigere Durchlaßverluste | wn- länger, VCE(sat) und damit auch Durchlaßverluste höher |
IC(k) |
IC(k) |
p+ am Kollektor sehr hochdotiert | p+ am Kollektor weniger hochdotiert |
Kniestrom groß (30..50% IC), stark temperaturabhängig | Kniestrom kleiner (5..10% IC), kaum temperaturabhängig |
viele Rekombinationszentren in der Driftzone, Itail kurz (1,5µs) | keine o. wenige Rekombinationszentren in der Driftzone Itail länger (5µs) |
längere Schaltzeiten (toff), größere Schaltverluste, weniger Probleme mit dV/dt | schnelleres Schalten (toff), geringere Schaltverluste, Probleme mit dV/dt |
Temperaturkoeffizient VCE(sat) teilweise negativ, Parallelschalten nur nach Auswahl einer Spannungsklasse | Temperaturkoeffizient VCE(sat) positiv, Parallelschalten problemlos |
wenig rückwärtssperrend (einige 10V), wegen unsymmetrischem Aufbau | voll rückwärtssperrend (VCE), da symmetrische p+n-p+-Schichtfolge |
VGE(th) niedriger, benötigt negative Abschaltspannung VGE = -15...15V | VGE(th) höher, Störabstand höher, Abschalten mit 0V möglich, VGE = 0...15V |
PV(ges) für f<10 kHz geringer, | PV(ges) für f>10kHz größer /Bober/ |
Eine Begrenzung des Elektronen-Stroms und damit entsprechend der ambipolaren
Stromgleichungen auch des Gesamtstroms ist mit Hilfe der Gatespannung VGE
möglich. Für den Fall läßt sich die Gleichung für
MOS-Transistoren im Einschnürbereich auf IGBT (VGS -> VGE
) anwenden:
Der MOS-Strom ist unabhängig von der Ausgangsspannung VDS
(im IGBT -> VCE ). Dies entspricht einem horizontalen
Kurvenverlauf im Ausgangskennlinienfeld. Es wird der Bereich der Sättigung
verlassen, die Ausgangsspannung und damit die Verluste im Bauelement steigen
stark an. Folglich ist dieser Zustand nicht als Betriebszustand zulässig,
diese Fähigkeit wird aber zur Beherrschung der Kurzschlußströme
genutzt.
Im ausgeschalteten Zustand fällt die Sperrspannung über dem emitterseitigen p+n Übergang ab. Es entsteht eine Raumladungszone RLZ, die sich nach Gleichung (2.9) fast ausschließlich in das schwachdotierte Bahngebiet ausbreitet. Der noch fließende Sperrsättigungsstrom ist vernachlässigbar klein.
Durch den Stromfluß IG kommt es zur Anlagerung von
Ladungsträgern am Gate, die Spannung VGE steigt bis zur
Schwellspannung VGE(th) der MOSFET-Struktur an (t0
-> t1). Es bildet sich durch die p+-Wanne ein leitender
Kanal. Über diesen MOS-Kanal fließt bei positiver Kollektor-Emitter-Spannung
ein Elektronenstrom in Richtung des np+ Überganges am Kollektor
(t1 -> t2). Eine Zufuhr von Ladungen führt zum
Abbau der RLZ, dazu sind zunächst nur wenige Ladungsträger notwendig,
so daß die Spannung über dem Bauelement schnell abfällt.
Der IGBT wird leitend. Nach dem Verschwinden der RLZ ist für den zunehmenden
Stromfluß eine hohe Ladungsträgerkonzentration unterhalb des
Gatekontaktes notwendig. Sie bedingt die äquivalente positive Ladung
am Gate. Dieser Vorgang ist gleichbedeutend mit einer Zunahme der Kollektor-Gate-Kapazität,
die auch als Millerkapazität bezeichnet wird (siehe
Kap. 4.3). Bei gleichem Gatestrom sinkt VCE merklich langsamer
(t2 -> t3). Der Zusammenhang zwischen absinkender
Spannung und Zunahme der Kapazität führt zu dem für feldgesteuerte
Bauelemente typischen Plateau in der Ansteuerspannung.
Im selben Zeitraum beginnt mit dem Eintreffen der Elektronen am Kollektor
die Injektion von Minoritätsträgern (Löcher) von der hochdotierten
p+ Schicht in die Driftzone (n-) (t2 ->
t4). Auf Grund des Konzentrationsgefälles bewegen sie sich
als Driftstrom in Richtung Emitter. Die Ladungsträgerdichte in der
Driftzone nimmt mit steigendem Strom zu, die Leitfähigkeit wird erhöht.
Dieser Vorgang wird deshalb auch als Leitwertmodulation bezeichnet (siehe
Kap. 4.1.3.1).
Bei induktiver Last mit Freilaufzweig und nichtlückendem Laststrom wird der Einschaltvorgang im wesentlichen von der Freilaufdiode bestimmt. Erst nach vollständiger Übernahme des Laststroms durch den IGBT und Erreichen der Rückstromspitze nimmt die Diode Sperrspannung auf, was gleichbedeutend mit dem Zusammenbrechen der Spannung über dem IGBT ist. Daraus folgen maximale Verluste während des Einschaltvorgangs. Für diesen Lastfall gelten auch die meistens angegebenen Schaltzeiten: die Einschaltverzugszeit tdon, zwischen dem Anlegen des Ansteuersignals und dem Erreichen von 0,1IC und die Anstiegszeit tr zwischen 0,1IC und 0,9IC.
Zum Abschalten muß die positive Spannung vom Gate weggenommen werden. Das Anlegen einer negativen Spannung ist nicht unbedingt erforderlich, es erhöht aber im ausgeschalteten Zustand den Abstand zu VGE(th) und erschwert damit ein unbeabsichtigtes Einschalten durch Störspannungen.
Die
Spannungen und Ströme während eines Abschaltvorgangs sind in
Abb. 4.5 dargestellt. Nach Abschalten der Ansteuerspannung sinkt durch
Abführen der Gateladung die Gatespannung zunächst bis zu einem
Wert, an dem der n-Kanal des MOSFET den Strom begrenzt (t0 ->
t1). Während der Plateauphase (t1 -> t2)
werden Ladungsträger aus dem Basisgebiet abgeführt, wodurch dessen
spezifischer Widerstand steigt. Wegen der großen Menge von Ladungsträgern
steigt die Spannung anfangs nur langsam, die zwischen Kollektor und Gate
wirkende Millerkapazität besitzt einen großen Wert.
Die durch den Stromfluß im MOS-Kanal noch vorhandenen Elektronen sorgen für das Plateau in der Gatespannung. Nur in dem Maße, wie der IGBT in der Lage ist, Sperrspannung aufzunehmen, kann sich der Stromfluß verringern. Mit der sinkenden Anzahl von beweglichen Ladungsträgern steigt VCE schneller an (t2 -> t3), die RLZ breitet sich weiter aus und die wirksame Millerkapazität wird kleiner. In dem die Gatespannung unter die Schwellspannung VGE(th) sinkt, sperrt der MOS-Transistor. Der Elektronenstrom in die Basis der pnp-Bipolarstruktur wird unterbrochen und folglich die Injektion von Löchern vermindert. Ein Teil der Minoritätsträger (Löcher) wird während des schnellen Ausschaltvorganges nicht ausgeräumt und kann nur über Rekombination oder Rückinjektion abgebaut werden (t > t3). Es kommt zu einem Stromschwanz (Tailstrom), der die Ausschaltverluste mitbestimmt (siehe Kap. 4.1.3.2). Die Spannungsspitze beim Ausschalten entsteht durch die nicht vermeidbaren Streuinduktivitäten im Laststrompfad.
In Brückenschaltungen mit induktiver Last muß über dem IGBT erst die Zwischenkreisspannung abfallen, so daß die komplementäre Freilaufdiode in Durchlaßrichtung gepolt ist. Erst dann kann diese den Strom übernehmen. Durch gleichzeitiges Auftreten von Zwischenkreisspannung und Laststrom entstehen die größten Schaltverluste. Die meist für induktive Last angegebenen Schaltzeiten sind: die Ausschaltverzugszeit tdoff, zwischen dem Wegnehmen der Ansteuerspannung und dem Abfall auf 0,9IC und die Fallzeit tf zwischen 0,9IC und 0,1IC.
Die Geschwindigkeit der Ladungsänderung am Gate und damit auch die Schaltgeschwindigkeit beim Ein- und Ausschalten wird vom internen Gatewiderstand RG(in) und zusätzlich durch einem extern vorgeschalteten Gatewiderstand RG begrenzt. RG(in) setzt sich aus dem MOS-Eingangswiderstand, dem Widerstand der Anschlußleitungen und eventuell aus Abgleichwiderständen der Hersteller zusammen. Die Abgleichwiderstände werden zur Anpassung des dynamischen Verhaltens parallelgeschalteter Chips benötigt. Er wirkt als Serienwiderstand im Ansteuerkreis. Für den Gatevorwiderstand RG werden von den Herstellern Mindestwerte angegeben, um kritische Werte der Flankensteilheit dV/dt auszuschließen. Bei zu schnellen Spannungsänderungen kann es auf Grund von Verschiebeströmen zum dyn. Latchup kommen.
Die Ausbreitung der Ladungsträger ist nach der Kontinuitätsgleichung
Gl. (2.6) und (2.7) ein zeitabhängiger Vorgang. Erst nach Ablauf einer
gewissen Zeit haben sich die Ladungsträger auch im Mittelgebiet der
schwachdotierten Zone gleichmäßig verteilt und der Leitwert
hat seinen stationären Endwert erreicht. Die dazugehörige Zeitkonstante
wird als Hochinjektionslebensdauer THI bezeichnet:
(n/
p-Ladungsträgerüberschuß; n0/p0-Gleichgewichtsdichten)
Sie kann über weite Bereiche als konstant angesehen werden. Da die
Nettorekombinationsrate R von der Anzahl der Rekombinationszentren abhängig
ist, ergeben sich für NPT- und PT-IGBT unterschiedliche Zeitkonstanten
THI. Als Anhaltspunkt können die aus Messungen gewonnen
Werte für PT-IGBT (IXYS)=250ns und NPT-IGBT (Semikron)=1µs gelten.
Beim Einschaltvorgang
vor allem des NPT-IGBT (Abb. 4.6) tritt die Leitwertmodulation
(LWM)durch ein langsames Absinken der Spannung nach Erreichen der dynamischen
Sättigungsspannung in Erscheinung (Zeitabschnitt 900ns < t <
3µs). Dieser Vorgang wird von dem Wirken der mit abnehmender Spannung
sich vergrößernden Millerkapazität überlagert, die
ebenfalls für ein verlangsamtes Absinken von VCE sorgt
(310ns < t < 900ns). Bei PT-Typen mit kleinem THI
wird die LWM deshalb kaum sichtbar.
Ein weiterer von der LWM verursachter Effekt ist eine Spannungsspitze,
die ein Stromsprung bei einem eingeschalteten IGBT erzeugt.
Für die
in Abb 4.7 dargestellten Verläufe wurde durch Zuschalten eines kleinerer
Lastwiderstandes auf einen leitenden IGBT ein Lastsprung gegeben.
Dieser Effekt ist nicht allein auf die Streuinduktivität der Bonddrähte
zurückzuführen. Erklärbar ist er gleichzeitig mit der Zeitabhängigkeit
der Ladungsträger. Zu Beginn eines schnellen Stromanstieges besitzt
das Halbleitermaterial einen niedrigen Leitwert und dadurch einen erhöhten
Spannungsabfall. Erst verzögert, bis zum Erreichen der Gleichverteilung,
stellen sich beide auf den neuen stationären Wert ein. Durch die di/dt-Abhängigkeit
ist die LWM mit einem induktiven Verhalten des Halbleiters vergleichbar
/Mösch/. In der Realität ist ein solcher
Stromsprung dieser Art ein selten auftretender Betriebsfall, so daß
die dynamischen Effekte der LWM im hart schaltenden Betrieb nicht modelliert
werden müssen.
Von Bedeutung
ist die Leitwertmodulation und die damit verbundenen zusätzlichen
Verluste allerdings bei Resonanzinvertern, da auch bei schnellen und mittleren
Kollektorstromanstiegen der zusätzlicher Spannungsabfall in VCE
nicht vernachlässigbar ist /Kurnia/. In
der genannten Literaturstelle wurde der Effekt der LWM bei Stromanstiegsgeschwindigkeiten
von 1A/µs bis 100A/µs meßtechnisch nachgewiesen. Die
durch den Stromanstieg verursachte zusätzliche Spannung
ist dabei unabhängig vom Absolutwert des Stromes (Abb. 4.8). Es
existiert ein direkter Zusammenhang zwischen VCE und dem
di/dt. Die während eines Stromanstieges wirksame Induktivität
liegt deutlich über der Datenblattangabe für die Bonddrähte
(siehe auch Kap. 4.5).
Bei fallendem Strom entsteht durch den verzögerten Abbau der Ladungsträger
im n--Gebiet ein Ladungsträgerüberschuß. Der
Leitwert ist höher, als es dem statischen Wert für den fließenden
Strom entspräche. Die Folge ist, daß der Spannungsabfall über
dem Bahngebiet verringert wird (Abb. 4.9), wenn auch nicht in dem Maß
wie beim Anstieg. Im Grenzfall (Vb -> 0) kann VCE
höchstens bis auf den Wert der Flußspannung des pn-Überganges
im IGBT fallen. Spannungsspitzen, die darunter absinken, werden durch die
parasitären Induktivitäten der Bond- und Anschlußleitungen
bzw. den Meßaufbau verursacht.
Die Tailphase beginnt mit dem Abschalten der MOS-Struktur. In Abb. 4.5
entspricht dies dem Zeitpunkt t3. Der abreißende Elektronenstrom
sorgte für den anfangs schnellen Abfall des Kollektorstroms und den
Anstieg der Kollektor-Emitter-Spannung VCE bis auf Höhe
der Betriebsspannung. Die noch bis zu letzt durch die den kollektorseitigen
p+n-Übergang erreichenden Elektronen injizierten Löcher
verbleiben als Restladung im Basisgebiet. Dennoch ist die Gesamtladung
der Löcher im Basisgebiet zu Beginn der Tailphase geringer als bei
stationärem Betrieb. Schon während des Anstieges der Sperrspannung
und dem Ausbreiten der RLZ werden gemeinsam mit den Elektronen ein Teil
dieser Ladungsträger abgebaut. Zusätzliche Rekombinationszentren
und eine Verringerung des Emitterwirkungsgrades ( =Ip+/Iges)
reduzieren die verbleibende positive Ladung, erhöhen aber auch die
Durchlaßverluste. Hierfür ist ein Kompromiß zu finden
oder es werden zwei Typenreihen (Fast- und Low Saturation-Typen) angeboten.
/IXYS/.
Die Höhe des Stroms zu Beginn der Tailphase (=Kniestrom Itail0)
wird von der verbliebenen Trägerüberschußdichte am kollektorseitigen
p+n-Übergang (x1) und der zeitliche Verlauf
vom Abbau der Ladungsträger bestimmt. Der zeitliche Verlauf kann mit
einer Exponentialfunktion genähert werden:
Quantitative Unterschiede im Tailstromverhalten entstehen durch die
verschiedenen Halbleiterstrukturen. Beim PT-IGBT sorgt die sehr hochdotierte
p+-Schicht am Kollektor (hoher Emitterwirkungsgrad) für
die Injektion einer großen Anzahl von Löchern in die n-Schicht.
Dies ist gleichzusetzen mit einem hohen Itail0. Dafür klingt
der Strom wegen einer großen Anzahl von Rekombinationszentren im
Basisgebiet und einer kurze Basisweite wb schnell ab. Über seinen
Einfluß auf die Hochinjektionslebensdauer THI
wirkt sich der Ladungsträgerabbau über Rekombinationszentren
stark auf die Temperaturabhängigkeit des Tailstroms aus.
Komplementär dazu verhält sich der NPT-IGBT. Seine niedriger dotierte p+-Schicht am Kollektor sorgt für eine geringere Injektion von Löchern in das Basisgebiet (niedriger Emitterwirkungsgrad), dies ist gleichzusetzen mit kleinem Kniestrom. Die geringe Anzahl von Rekombinationszentren und größere Basisweite sorgen für langsames Abklingen von Itail und für einen fast temperaturunabhängigen Tailstrom.
Der zur Modellierung wichtige Kniestrom kann unter bestimmten Voraussetzungen
nach /Behr/ aus der zum Schaltzeitpunkt im Basisgebiet
befindlichen Ladung und der Transitzeit der Löcher berechnet werden:
Qpb0 erhält man durch Integration der Überschußträgerdichte pb(x)
im Basisgebiet und Multiplikation mit der Elementarladung q und der durchflossenen
Fläche A:
Mit der Transitzeit der Löcher:
erhält man durch einsetzen in Gl. (4.14) eine von Halbleiterparametern
abhängige Gleichung für den Kniestrom:
Für diese Beziehung wird als Randbedingung ein homogener Halbleiteraufbau
vorausgesetzt und daß die Basisweite wb schon sehr klein
ist, da zum Zeitpunkt t0 bereits die volle Sperrspannung über
dem IGBT abfällt. Somit gelten die oben genannten Beziehungen nicht
für ein Ausschalten im spannungslosen Zustand.
Aus den angegebenen Gleichungen zu Itail wird ersichtlich,
daß dieser im wesentlichen von 3 Prozeßgrößen abhängig
ist, von VCE nach dem Abschalten, dem Kollektorstrom IC0
vor dem Abschalten und der Bauelementetemperatur. Die Abhängigkeit
des Tailstroms von VCE ist wegen wb = wn- -
wj über die Basisweite und die Breite der RLZ
gegeben. Die
Gleichung gilt unter der Annahme, daß die Sperrspannung VCE
der Spannung über dem pn-Übergang Vj gleichgesetzt
werden kann. Die Basisträgerdichte Nb ist nach /Hefner2/
nicht der Grunddotierungsdichte ND gleichzusetzen, weil sich
durch ihre Trägheit noch bewegliche Ladungsträger in der Verarmungszone
befinden. Mit steigender Spannung verringert sich die verbleibende Ladung
Qpb0 nach Gl. (4.15), da aber gleichzeitig die Transitzeit wesentlich
kürzer wird, erhöht sich insgesamt der Kniestrom. Dies kommt
auch in der Spannungsabhängigkeit der Löcherrandkonzentration
pn(x1)
zum Ausdruck (Abb. 4.10). Mit der sich während des Schaltvorganges
ausbreitenden RLZ (wj) werden die beweglichen Ladungsträger
aus der schwachdotierten Zone verdrängt. Dies führt zu einem
Anstieg der Ladungsträgerkonzentration bei x1 und damit
zu einem höheren Kniestrom /Hefner2/.
Mit dem Ansatz wn- ~ SQRT(VCES) kann zur Modellierung
Gl. (4.17) in eine normierte Form überführt werden:
und hat dann den in Abb. 4.11 dargestellten Verlauf. Für den Fall
VCE -> VCES wird der Anstieg der Funktion wegen der
steigenden Ladungsträgerkonzentration Nb bedämpft.
Der Strom IC0 geht über die Trägerrandkonzentration
und der in dieser Größe enthaltenen Löcherstromdichte Jp
mit der Wurzel seines Wertes in die Höhe des Kniestroms ein:
Für kleine Ströme im Vergleich zum Nennstrom wurde meßtechnisch
anstatt Itail0=K*SQRT( IC0) für beide IGBT-Strukturtypen
die etwas abweichend Beziehung:
ermittelt (VCE und
=konst).
Temperaturabhängige Parameter in Gl. (4.17) sind LA
(DA; THI), Dp (µp;
VT) und pb(ni) (siehe nachfolgendes Kapitel).
Die Ladungsträgerlebensdauer im IGBT weist bei Rekombination über
zusätzlich eingebrachte Rekombinationszentren eine starke Temperaturabhängigkeit
auf /Sansev/. Die Nettorekombinationsrate nimmt
mit steigender Temperatur ab, so daß die Lebensdauern größer
werden. Der allgemeine Ansatz für die Ladungsträgerlebensdauer:
gilt in ähnlicher Form auch für die Hochinjektionslebensdauer.
Als Exponenten für die in Gl.(4.24) genäherte Beziehung können
Werte von TK2=2 /Behr/ bis TK2=2,5 /Grove/
eingesetzt werden.
Prinzipiell kann man davon ausgehen, daß alle äußeren Parameter von Halbleiterbauelementen eine Funktion der Temperatur sind. In der Realität sind aber viele dieser Abhängigkeiten vernachlässigbar, bzw. heben sich Temperaturabhängigkeiten in ihrer Wirkung nach außen auf. Der Wunsch der Anwender, eine Schaltung möglichst unabhängig von der Eigenerwärmung der Leistungshalbleiter dimensionieren zu können, forciert die Entwicklung, in neuen Bauelementegenerationen das temperaturabhängige Verhalten immer weiter zu unterdrücken. Nur noch wenige äußere Parameter ändern ihre Werte in einem Umfang, der für die Modellierung von Bauelementen zur Schaltungsanalyse von Bedeutung ist. In vielen Fällen ist der Temperatureinfluß auf einzelne Faktoren einer Halbleiterbeziehung gegenläufig, so daß es in Abhängigkeit von Struktur und Halbleiterparametern zu unterschiedlichem Verhalten kommt. Generelle Aussagen zum Verhalten bei steigender Temperatur sind so kaum möglich. Es muß von Fall zu Fall unterschieden werden.
Dies gilt unter
anderem auch für den Durchlaßspannungsabfall und damit für
die Sättigungskennlinie. Aus Gl. (4.23) und Gl. (4.9) ergibt sich
ein steigender spezifischer Widerstand und damit gemäß Gl.(4.4)
eine Zunahme des Spannungsabfalls Vb über dem Basisgebiet.
Dagegen ist den Gleichungen (4.22) und (4.3) zu entnehmen, daß Vj(x1)
fällt. Als Ergebnis geht der zunächst negative Temperaturkoeffizient
mit steigendem Strom in einen positiven über. Beim PT-IGBT liegt der
Schnittpunkt meist weit oberhalb des Nennstroms, während der NPT-
IGBT schon bei sehr geringen Strömen einen positiven Temperaturkoeffizient
aufweist.
Unterschiede im Temperaturverhalten sind auch beim Tailstrom festzustellen.
Der Tailstrom des PT-IGBT wächst stark bei höheren Einsatztemperaturen.
Die Hauptursache ist die oben beschriebene Zunahme der Hochinjektionslebensdauer
THI bei Rekombination über Rekombinationszentren
und die Zunahme der Ladungsträgerüberschußdichte pb(x1)
= f (ni). Der Temperatureinfluß auf den Kniestrom läßt
sich mit folgender Beziehung beschreiben:
mit einem meßtechnisch ermittelten Exponenten TK3=1,5...1,7.
Dagegen ist der Tailstrom des NPT-IGBT weitestgehend temperaturunabhängig.
Der Temperatureinfluß auf Schaltzeiten und damit auf Schaltverluste kann mit einer Änderung des Gateinnenwiderstandes erklärt werden.
Temperaturbedingte Änderungen der Interelektrodenkapazitäten konnten nicht festgestellt werden /Abicht/. Besonders die Verzögerungszeiten des PT-IGBT steigen stark mit der Temperatur, dagegen ließ sich für den NPT-IGBT kaum ein Einfluß der Temperatur auf die Schaltzeiten nachweisen /Bober/. Trotzdem erhöhte Angaben zu den Einschaltverlusten sind vor allem auf ein sich mit der Temperatur verschlechterndes Schaltverhalten der Freilaufdiode zurückzuführen.
Der
letzte äußere Parameter, der sich unter Temperatureinfluß
ändert, ist die Transferkennlinie mit der Schwellspannung VGE(th).
Die Abhängigkeit entsteht durch die Eigenleitungsdichte, den Abstand
WF zwischen Eigenleitungs- und Ferminiveau sowie für die
Transferkennlinie über die Ladungsträgerbeweglichkeit. Für
VGE(th) wird eine lineare Beziehung angesetzt /Fatemiz/:
Der Temperaturkoeffizienten kann mit TK5 <= -10mV/K angenommen werden
/Hefner1/, die Schwellspannung sinkt also mit
steigender Temperatur. Im Verlauf der Transverkennlinie wirkt die abnehmende
Trägerbeweglichkeit diesem Effekt entgegen, so daß die Kennlinie
im Bereich größerer Gatespannungen einen positiven Temperaturkoeffizienten
besitzt.
Verlustreduzierung ist eine weitere Triebfeder für neue Bauelementegenerationen. Für batteriegespeiste Straßenfahrzeuge werden niedrigere Durchlaßspannungen verlangt. Ein solches Entwicklungsprodukt ist der Trench-IGBT, bei dem durch eine Grabenstruktur des Gates die Sättigungsspannung (VCE(sat) =1,1V (IC =450A)) erheblich reduziert wird /Harada/. Niedrigere Durchlaßverluste sind wegen konträrer Abhängigkeiten der Halbleitergrößen meist mit höheren Schaltverlusten verbunden. Deshalb besteht die dritte Entwicklungreihe aus High-Speed IGBT für hochfrequente Anwendungen. Erwähnt sollte noch werden, daß durch eine Weiterentwicklung der Dioden und einer besseren Anpassung an den IGBT, das Gesamtschaltverhalten verbessert wird.
Alle diese Verbesserungen stellen im Sinne der Verhaltensmodellierung keine Qualitätsänderungen dar, und haben keinen Einfluß auf die nach dieser Methode erstellten Modelle. Mit der Methode der verhaltensbeschreibenden Modellierung kann daher zügig auf den Modellbedarf, der durch Strukturänderungen oder Generationswechsel der Bauelemente entsteht, reagiert werden. Die neuen Quantitäten in den äußeren Eigenschaften sind schnell zu ermitteln. Sie können problemlos in vorhandene Modelle durch veränderte Parameter eingebunden werden.
Zur Nachbildung des Übertragungsverhaltens müssen die Steuerungsvorgänge der Ladungsträger im IGBT in das Modell umgesetzt werden. Gemäß den im Kap. 4.1 beschriebenen Leitungsvorgängen kommt es über den MOS-Kanal zu einem gatespannungsabhängigen Elektronenstrom in die Basis der internen Bipolartransistorstruktur. Der Gesamtstrom ist wiederum abhängig vom Elektronenstrom. Im Modell wird der durch den MOS-Kanal am pn-Übergang des Bipolartransistors vorbeigeführte Strom von einer gatespannungsgesteuerten Stromquelle geführt. Sie liegt parallel zu D2 und überbrückt diese damit im leitenden Zustand des IGBT. Vom Modellansatz und den von außen meßbaren Größen ist keine Aufteilung nach Strömen der beiden beteiligten Ladungsträgerarten möglich.
Der Eingangswiderstand des IGBT kann näherungsweise als unendlich angesehen werden. Es fließt zwar ein Gatereststrom von einigen µA, der aber weder für die Verluste im Leistungshalbleiter noch für die vorangestellte Treiberschaltung von Bedeutung ist. Für das Modell wird ein hinreichend großer statischer Eingangswiderstand RGin(s) eingesetzt.
Für eine
Aufteilung auf die bei Stromfluß im IGBT entstehenden Teilspannungsabfälle
stehen keine detaillierten Angaben zur Verfügung. Deshalb beinhaltet
die Kennlinie, die der Diode D1 zugeordnet wurde, alle vom stationären
Strom IC verursachten Spannungsabfälle zwischen den Anschlußklemmen.
Dazu gehören die Spannungsabfälle über dem pn-Übergang,
dem MOS-Kanal dem Widerstand der Basisregion und auch über dem Widerstand
der Bonddrähte. D1 wird die Sättigungskennlinie des IGBT für
die Gatenennspannung z.B.: VGE(nenn) =15V zugewiesen.
Der Stromfluß soll abhängig von der angelegten Gatespannung
mit Hilfe einer spannungsgesteuerten Stromquelle IU realisiert werden.
In dem als Übertragungsfunktion die Transferkennlinie eingesetzt wird,
stellt die Stromquelle den für die Gatespannung maximalen Strom IC(k)
bereit. Als Kollektorstrom IC darf nur der Anteil des Stromes
das Modell verlassen, der nötig ist, um im Lastkreis den Maschensatz
zu erfüllen. Dies ist sichergestellt, da sich im Fall IC(k)
> IC über D2 eine Spannung in Durchlaßrichtung aufbaut.
Die Diode D2 schließt damit den für die konkreten Lastbedingungen
zuviel eingespeisten Strom kurz. Für die Ausgangsspannung gilt:
Per Definition war aber festgelegt, daß VCE(sat)(IC)=VD1(IC)
ist, folglich muß im Modell sichergestellt werden, daß der
Spannungsabfall über D2 im Rahmen der vom Simulator gegebenen Möglichkeiten
zu Null wird. Dieses Vorgehen entspricht dem in Kap.
3.3 beschriebenen Verfahren zur Begrenzung nicht benötigter Kennlinienzweige.
Der Sperrwiderstand von D2 ist so bemessen, daß der Sperrsättigungsstrom
ICES des IGBT fließen kann.
Das so entstehende Ausgangskennlinienfeld berücksichtigt nicht die Quasisättigung und eine geringfügige Abhängigkeit der Sättigungskennlinie von VGE. Beide Mängel liegen unterhalb der Bauelementestreuung und sind bei den existierenden Einsatzgebieten des IGBT vernachlässigbar.
Die eingesetzten statischen Kennlinien gelten nur für konkrete Randbedingungen. Weicht der Arbeitspunkt von diesen Randbedingungen ab, entsteht ein Fehler. Dieser kann bei geringeren Abweichungen vernachlässigt werden, liegt der Arbeitspunkt aber weit außerhalb (große Temperaturdifferenz, abweichende Gatenennspannung), so sollten mit einem Satz neuer Kennlinien dieser Fehler wieder minimiert werden.
Für die dynamischen Modellerweiterungen soll ähnlich vorgegangen werden, wie bei der Erstellung des statischen Modells. Über einen Ansatz, der sich aus dem Aufbau des Bauelementes ergibt, wird eine Lösung gefunden, die mit den vorhandenen Parametern und Modellierungsmöglichkeiten zu realisieren ist.
Unter den Faktoren, die den Schaltvorgang beeinflussen, üben die Eingangskapazitäten (die über den Eingang gesteuerten Ladungen) den größten Einfluß aus. Die Eingangskapazität setzt sich bei kurzgeschlossenem Ausgang aus den Teilkapazitäten zusammen, die zwischen Gate und Kollektor und zwischen Gate und Emitter liegen.
CGE besteht aus einer Parallelschaltung von der Gate-Source-Überlappungs-Kapazität CGS* und einer Kapazität Cm zwischen den Metallkontakten von Gate und Emitter. Das Dielektrikum ist in beiden Fällen die Oxidschicht. Die Größe der Kapazitäten hängt im wesentlichen von den Abmessungen des Gateaufbaus ab, und kann als konstant angenommen werden. Die in diesen Kapazitäten gespeicherte Ladung beeinflußt den Stromfluß und der Umladevorgang das Schaltverhalten. Folglich wird die Spannung über diesen Kapazitäten zur Steuerung der Kollektorstromquelle genutzt. In dem Maße wie sie sich auflädt, sprich Ladungsträger am Gate angelagert werden, wird der Stromfluß ermöglicht.
Auch bei der Kapazität zwischen Kollektor und Gate handelt es sich
um eine Kombination mehrerer Einzelkapazitäten. Mit dem Verschiebestrom
über diese Kapazitäten (Millerkapazität) wird die Rückwirkung
der Ausgangspannung auf die Eingangsspannung modelliert. Die wesentlichen
Bestandteile sind gemäß Abb. 4.17 eine Reihenschaltung von Cox
, CGD* und CBE*. Die Oxidschichtkapazität Cox
wird aus dem Gateanschluß und dem Halbleitermaterial der Driftzone
mit der Oxidschicht als Dielektrikum gebildet. Sie hat eine von den Abmessungen
abhängige konstante Größe. CBE* ist im eingeschalteten
Zustand eine Diffusionskapazität des kollektorseitigen p+n-Übergangs.
Ihr Wert ist vom Stromfluß abhängig. Sie ist wesentlich größer
als die kleinste der drei in Reihe liegenden Kapazitäten und kann
deshalb vernachlässigt werden. CGD* ist die Kapazität
der Raumladungszone und über deren Weite wj stark von der
Kollektor-Emitter-Spannung abhängig. Der Wert der Kapazität ändert
sich um die Größenordung von 1 bis 2 Zehnerpotenzen und beeinflußt
deshalb das Schaltverhalten des IGBT nachhaltig. Sie kann entsprechend
der Gleichung (3.4) für die Sperrschichtkapazität berechnet werden:
wj als spannungsabhängige Größe vereinfacht
sich wegen des unsymmetrischen Aufbaus zu:
Die Gesamtkapazität zwischen dem Gate und dem Kollektoranschluß
CGC berechnet sich aus der Reihenschaltung der beiden relevanten
Kapazitäten:
so
daß für die Interelektrodenkapazität gilt:
Eine analytische Beschreibung CGC = f(VGC) ist
wegen der unbekannten Spannungsverhältnissen über den Teilkapazitäten
nur schwer möglich. Der Kapazitätsverlauf läßt sich
qualitativ wie folgt beschreiben: Für eine negative Gate-Kollektor-Spannung
VGC (IGBT sperrend) nähert sich die Gesamtkapazität
sehr schnell dem Minimalwert von CGD* an. Mit steigender VGC
steigt auch CGC an und hat 2 bis 3V vor dem Nulldurchgang der
Spannung einen Wendepunkt. Im weiteren Verlauf nähert sie sich im
positiven Bereich von VGC dem Wert der Oxidkapazität an.
Als Ausgangskapazität wird die bei kurzgeschlossenem Eingang wirksame
Kapazität bezeichnet. Es handelt sich dabei um die Summe der bereits
beschriebenen Gate-Kollektor-Kapazität und der zwischen Kollektor
und Emitter liegenden Kapazität. Die Ladung der RLZ über der
Basis-Kollektordiode des internen pnp-Transistors wird durch eine Sperrschichtkapazität
(CBC*) nachgebildet. Für die bei Stromfluß im pn-Übergang
und im Basisgebiet gespeicherten Ladungen ist eine gesonderte Modellierung
notwendig. Das oft für pn-Übergänge verwendete Modell einer
Diffusionskapazität ist hier nicht gültig. Wichtigste transiente
Auswirkung der Ladungen ist der bei bipolaren Strukturen auftretende Tailstrom
während des Ausschaltvorgangs. Dem Verständnis einer gespeicherten
Ladung kommt eine Modellierung mit einem RC-Glied am nächsten. Die
Beschreibung des Stromverlaufs nach Gl. (4.13) mit einem Anfangswert Itail0
läßt aber auch eine Interpretation mit einem RL-Glied zu. Die
Angabe eines empirisch gewonnen Zusammenhangs für Itail0
=f(VCE ; IC0 ;
) bezogen auf die meßbaren Größen ist möglich. Der
Kniestrom selbst hängt jedoch von vielen halbleitertechnologischen
Parametern ab, so daß für jeden Hersteller und jede Bauelementegeneration
die Gleichung zu präzisieren ist. Erschwerend für die Modellierung
kommt hinzu, daß bei den wenigsten Herstellern Datenblattangaben
zur Tailphase vorliegen. Eine Angabe der vom Tailstrom verursachten Ausschaltverlustenergie
Woff2 im Nennarbeitspunkt ermöglicht nur das Abschätzen
des Tailstromverlaufs.
Einfach ist dies bei der Gate-Emitter-Kapazität CGE . Wie oben beschrieben sind die darin enthaltenen Teilkapazitäten konstant und können folglich gemeinsam mit der Gehäusekapazität zu einem konzentrierten Bauelement mit festem Wert zusammengefaßt werden.
Die gleiche Problematik ist für die die Millerkapazität CGC
bildenden Teilkapazitäten zu lösen. Die nichtlineare Kapazität
wird wesentlich durch die Sperrschichtkapazität CGD* geprägt.
Mit den Gleichungen (4.29) und (4.30) können die Beziehungen zur Bestimmungsgleichung
der Sperrschichtkapazität hergestellt werden. Im gesperrten Zustand
gilt näherungsweise VGD* = VGC:
mit:
Die in der Kapazitätskennlinie vorhandene Verschiebung parallel
zur Ordinate (Abb. 4.20) ist, wie im Kap.
3.3 beschrieben, durch eine Gleichspannungsquelle mit dem Wert VCGC
erreichbar. Außerdem muß der Wert der Kapazität für
VGC - VCGC -> VD begrenzt werden. Dies
kann bereits in dem vordefinierten Kapazitätsmodell gelöst sein
oder muß durch den Modellierer selbst geschehen. Eine Reihenschaltung
dieser Sperrschichtkapazität mit einer konstanten Kapazität (Cox
= CGC(max) ) ist allein nicht möglich, da dies die Arbeitspunktberechnung
für den Simulator erheblich erschwert.
Die mit einem Kleinsignalmeßverfahren ermittelbare Kollektor-Emitter-Kapazität
CCE spielt für das Schaltverhalten des IGBT eine untergeordnete
Rolle. Zwischen den Ausgangsklemmen des IGBT liegt die Bipolarstruktur
mit einem pn-Übergang in sperrender Richtung und einem in Durchlaßrichtung.
Eine Umkehrung der Funktion gehört nicht zu den betriebsmäßigen
Zuständen des IGBT. Da ihre Spannungsabhängigkeit im wesentlichen
durch die Ladung der Raumladungszone beeinflußt wird, ist eine Modellierung
als Sperrschichtkapazität über dem in Sperrichtung liegendem
pn-Übergang legitim.
Anders verhält es sich mit den während des Stromflusses im
Basisgebiet gespeicherten Ladungen. Da deren Auswirkungen im transienten
Verhalten im wesentlichen auf den Tailstrom beschränkt bleibt, ist
eine von CCE gesonderte Modellierung möglich und notwendig.
Heutige Generationen der IGBT zeichnen sich durch ein verbessertes Tailstromverhalten
aus, die Ströme sind wesentlich kleiner als bei den ersten Generationen.
Da der Tailstrom nicht mehr die bedeutende Rolle im Schaltverhalten spielt,
ist eine Vereinfachung bei der Modellierung möglich. Im einfachsten
Fall kann dies in der Umgebung eines gegebenen Arbeitspunktes mit einer
Reihenschaltung von Rtail und Ctail realisiert werden.
Der Stromfluß ergibt sich dann nach Gl. (4.35) durch die Beziehung:
Diese Art
von Modellierung ist mit Fehlern behaftet. Die Ausgangskapazität des
Modells liegt bei einer solchen Parametrisierung über dem meßbaren
Wert. Für einen neuen Arbeitspunkt müssen wegen der Strom- und
Spannungsabhängikeit von Itail beide Bauelemente neu parametrisiert
werden.
Für eine umfassendere Modellierung mit mehreren Abhängigkeiten
ist eine Berechnung außerhalb des eigentlichen Modells notwendig.
In Netzwerksimulatoren kann das in einem Hilfsnetzwerk erfolgen. Der Zeitverlauf
des Stroms in Gl. (4.35) kann auch durch einen induktiven Strom interpretiert
werden. Zur Modellierung wird mit Hilfe einer ausdrucksgesteuerten Quelle
und einer aus Meßreihen und den Gleichungen (4.19) und (4.21) gewonnenen
semiempirischen Gleichung
der Kniestrom in eine Induktivität eingeprägt. Zur Nachbildung
des Tailstrom wird der nach dem Abschalten freilaufende Strom parallel
zum statischen IGBT-Modell eingespeist.
Die Streuinduktivitäten
sind als weitere Ersatzschaltelemente in Reihe zum statischen Modell zu
schalten (Abb 4.23). Bei genauerer Betrachtung müßten diese
sogar als gekoppelt modelliert werden, dies ist aber im Rahmen eines Modells
für die Schaltungsanalyse nicht zu realisieren. Die Gateanschlußleitungen
besitzen ebenfalls eine parasitäre Induktivität. Die spielt aber
bei der Analyse transienter Vorgänge eine untergeordnete Rolle, da
im Ansteuerkreis im Gegensatz zum Lastkreis mit geringeren Strömen
und Stromanstiegen gearbeitet wird.
Der statische Eingangsstrom eines spannungsgesteuerten Leistungshalbleiters liegt bei einigen µA und kann mit Hilfe eines Parallelwiderstandes zu CGE modelliert werden. Wegen der geringen Bedeutung wurde dieser Strom nicht im Modell berücksichtigt und der statische Eingangswiderstand RGin(s) weggelassen. Anders ist es beim dynamischen Gateinnenwiderstand RGin, bei dem eine Vernachlässigung besonders bei Verwendung sehr kleiner Gatevorwiderstände zu falschen Schaltzeiten und veränderten Schaltflanken führen kann. Seine Modellierung erfolgt als konstanter Widerstand.
Die oft aufgestellte Behauptung, daß eine aussagefähige Simulation ohne Berücksichtigung von Eigenerwärmungseffekten in der Leistungselektronik nicht möglich sei, gilt nur bedingt. Niemand kann es sich leisten, den Erwärmungsvorgang von Raumtemperatur auf Betriebstemperatur bei einem Wechselrichter unter Verwendung von dynamischen Halbleitermodellen zu simulieren. Die Zeitkonstanten von Kühlkörpern für Halbleitermodule liegen im Minutenbereich. Die Diskrepanz zwischen den thermischen Zeitkonstanten und den Zeitkonstanten von Strom und Spannung im Wechselrichter ist mit Unterschieden von 106...108 viel zu groß. Es ist also auf alle Fälle Parametrisierungsaufwand notwendig, um eine thermische Ersatzschaltung auf den betriebsmäßig erwärmten Zustand zu setzen. Dieser Aufwand ist aber mit dem einer Modellparametrisierung für eine neue, konstante Temperatur ohne Eigenerwärmung vergleichbar. Auf diese Weise sinkt der Simulationsaufwand erheblich (kleinere Modelle mit geringerem Rechenzeitbedarf), so daß diese Methode unbedingt vorzuziehen ist.
Was bleibt, ist die Temperaturschwankung um die Betriebstemperatur bei
einem einzelnen Lastimpuls und für eine ganze Periode des Laststromes
(z.B. WR mit PWM). Wirksam ist dabei nur die thermische Impedanz zwischen
Chip und Modulgehäuse. Die Temperatur im und am Kühlkörper
kann wegen der hohen Zeitkonstante als konstant angesehen werden. Unter
diesen Voraussetzungen ändert sich die Chiptemperatur während
eines Einschaltimpulses (z.B. tein = 100µs, IC =
IC(nenn) = 50A, VCE(sat) = 3V, Zthjc = (t)/PV
<= 0.01°C/W) um höchsten 1,5°C. Die damit verbundenen
Parameteränderungen können vernachlässigt werden. Wesentlich
größer ist der Unterschied, falls ein Bauelement in einem Wechselrichter
nur während einer halben Phase des Laststroms im Einsatz ist. Dann
können Temperaturänderungen bis zu 25°C auftreten (fWR
= 50Hz, I(max) = 50A) /Hefner/. Dies
ergibt bei NPT-IGBT dieser Stromklasse beim kritischsten Parameter VCE(sat)
eine Änderung von ca. 0,2V. Der Wert ist immer noch wesentlich kleiner
als die Bauelementestreuung dieses Parameters (>0,5V) bei konstanter Temperatur
/Semikron/. Es muß also auch hier abgewogen
werden, ob sich der Aufwand einer temperaturabhängigen Modellierung
lohnt, oder ob es nicht ausreicht, die größeren Schaltverluste
bei PT-IGBT und größere Durchlaßverluste bei NPT durch
einen konstanten Faktor bei der Parametrisierung zu berücksichtigen.
Im folgenden sollen die beiden Möglichkeiten der temperaturabhängigen
Modellierung erläutert werden.
Der Weg zur Modellierung der Eigenerwärmung soll am Beispiel der Sättigungskennlinie und des Gateinnenwiderstandes gezeigt werden. Ausgangspunkt sind die Größen bei Zimmertemperatur, da für diese die meisten Datenblattwerte gelten. Zweite Bezugsgröße ist ein ebenfalls dem Datenblatt zu entnehmender Wert im hohen Temperaturbereich. Zwischen den Werten ist mit guter Näherung eine lineare Interpolation möglich /Bober/. Bei der Verwendung von vorgefertigten HL-Bauelementen mit temperaturabhängigen Parametern (PSpice) ist die globale Temperaturabhängigkeit zu kompensieren. Außerdem ist zu beachten, daß ein Einsatz des Modells auch bei geringeren Temperaturen denkbar ist und die negative Temperaturdifferenz nicht zu undefinierten Zuständen führen darf. Daraus folgt, daß die Verwendung von zusätzlichen temperaturabhängigen Widerständen zu den bereits eingesetzten statischen Widerständen nicht geeignet ist. Besser ist es, den Widerstand selbst temperaturabhängig zu modellieren oder eine gesteuerte Spannungsquelle einzusetzen. Sie wirkt auch wie ein Widerstand und kann problemlos einen negativen Wert annehmen.
Bei dem für
die Sättigungskennlinie verwendeten Verfahren, diese durch Eingabe
einer Liste von Wertepaaren zur modellieren, ist eine direkt Realisierung
des Temperatureinflusses nicht möglich. Eine allgemeingültige
Lösung, die auch, wie beim PT-IGBT, den Wechsel des Temperaturkoeffizient
in Abhängigkeit von der Höhe des Kollektorstroms zuläßt,
ist in Abb. 4.24 dargestellt. In einem Hilfsnetzwerk wird die Spannungsdifferenz
der aus dem Datenblatt bekannten Sättigungskennlinien für 25°C
und 125°C für den aktuell fließenden Strom ermittelt. Diese
Spannungsdifferenz wird mit der in der thermischen Ersatzschaltung ermittelten
Spannung V
j
für die Chiptemperatur gewichtet und als zusätzliche Spannungsquelle
in das statische Modell eingefügt.
Beim NPT-IGBT dominiert der Bahnwiderstand des Basisgebietes das Temperaturverhalten.
Er besitzt dadurch näherungsweise ein einheitliches Temperaturverhalten
über den gesamten Strombereich. Dies vereinfacht die Modellierung,
da nur eine stromgesteuerte Spannungsquelle mit einem temperaturabhängigen
Proportionalitätsfaktor eingefügt werden braucht.
Der Gateinnenwiderstand hat einen positiven Temperaturkoeffizient.
Hier kann ein ausdrucksgesteuertes Bauelement eingesetzt werden. Probleme
mit negativen Temperaturen werden durch eine quadratische Komponente in
der Widerstandsgleichung beseitigt.