5 Validierung des Hypothesensystems

Im vorliegenden Kapitel sollen die in Kapitel 3 aufgestellten Hypothesen durch das in Abschnitt 4.1 beschriebene Fallbeispiel validiert werden. Die Validierung erfolgt für den Bereich der Tätigkeitsgestaltung durch den Einsatz einer arbeitspsychologischen Tätigkeitsanalyse und -bewertung. Neben der objektiven Darstellung mittels des Tätigkeitsbewertungssystems für geistige Arbeit (TBS-GA) (vgl. Hacker et al., Tätigkeitsbewertungssystem, 1995; Rudolph et al., Tätigkeitsbewertungssystem, 1987) wurden auch Daten zum Erleben der Tätigkeit mit dem Job Diagnostic Survey (JDS) (vgl. Hackman/Oldham, Development, 1975; Hackmann/Oldham, Test, 1976; Hackman/Oldham, JDS, 1974) und dem Fragebogen zur Analyse erlebter Arbeitsintensität und Tätigkeitsspielräume (FIT) (vgl. Richter/Hille/Rudolf, FIT, 1994) erhoben. Die Untersuchung wurde um eine Analyse möglicher arbeitsbedingter psychischer Fehlbeanspruchungen - die zu einer späteren Destabilisierung führen könnten - mittels des Erfassungsbogens für Ermüdung, Monotonie, Sättigung und Streß für geistige Arbeit (BMS-GA) ergänzt (vgl. Plath/Richter, BMS, 1984; Hacker/Richter, Fehlbeanspruchung, 1984).
Für den Bereich der Implementierung wurden Kenngrößen aus den Hypothesen abgeleitet und die entsprechenden Daten im Fallbeispiel erhoben. Eine Erhebung zum Erleben der Implementierungsmethode erfolgte mittels Fragebögen zum Training und zur Einführung des neuen Prozesses.

5.1 Operationalisierung des Hypothesensystems

Die Operationalisierung der Hypothesen aus Kapitel 3 erlaubt eine meßbare Validierung.40 Die Nachweisführung soll eine Korrelation zwischen der theoretischen Stabilität von Prozessen und der Stabilität des Prozesses aus dem Fallbeispiel herstellen. Eine Kausalität kann dann angenommen werden, wenn die postulierten Hypothesen im Fallbeispiel nachweisbar ausgeführt wurden und der veränderte Prozeß die gewünschte Stabilität aufweist. Eine Kausalität kann allerdings nur dann angenommen werden, wenn weitere Variable im Umfeld konstant blieben.41 Die Nachweisführung zur Umsetzung der Hypothesen erfolgt über die in den nächsten Abschnitten beschriebenen Verfahren.

5.1.1 Stabilität des veränderten Prozesses

Als abhängige Variable wurde die Stabilität des Prozesses, jeweils unter dem Aspekt der Prozeßleistung und der Veränderung beim betroffenen Mitarbeiter, definiert.

Indikator der Prozeßleistung
In Prozessen, die aus Tätigkeiten der geistigen Arbeit bestehen, müssen die Indikatoren der Prozeßleistung für das Faktische-Handlungsfeld und das Referenz-Handlungsfeld bestimmt werden (siehe auch Abschnitt 4.2.1). Nur durch die Betrachtung beider Handlungsfelder kann die tatsächliche Prozeßleistung erfaßt werden. Ein Indikator kann jedoch auch beide Handlungsfelder abdecken. Als Indikatoren dienen meßbare Größen, die die wesentlichen Eigenschaften des Prozesses charakterisieren (einige Beispiele sind in Tabelle 6 dargestellt).

Indikator Faktisches Handlungsfeld Referenz Handlungsfeld
Aufgewendete Stunden X  
Anteil 3D-CAD-Modelle X  
Entwicklungszeit   X
Durchlaufzeiten X
Fehlerquoten X X

Tabelle 6 Beispiele für Prozeßleistungsindikatoren in FuE-Organisationen 

Im Fallbeispiel wurde die Durchlaufzeit nach dem in Abbildung 21 dargestellten Schema ermittelt. Um für die Mittelwertbetrachtung der Durchlaufzeit eine Verzerrung durch Null-Tage-Durchlaufzeiten zu vermeiden, wurde bei Bearbeitung am selben Tag eine Durchlaufzeit von 0,5 Tagen angenommen.

Ermittlung der Durchlaufzeit als Prozeßindikator
Abbildung 21 Ermittlung der Durchlaufzeit als Prozeßindikator

Erleben und Verhalten der Mitarbeiter
Als zweite Größe für die Stabilität des veränderten Prozesses wurde das Erleben und Verhalten der Mitarbeiter im Prozeß untersucht. Neben der reinen Prozeßleistung wird auch das Verhalten der Mitarbeiter durch die Gestaltung der Tätigkeit verändert (vgl. Hacker, Arbeitspsychologie, 1986, S. 41). Dies äußert sich beispielsweise im erlebten Kooperations- und Kommunikationsverhalten, im Erleben der Arbeitsintensität oder in Äußerungen über den veränderten Prozeß. Dieses Stabilitätskriterium ist meist nicht kontinuierlich verfolgbar. Der Nachweis kann über arbeits- und organisationspsychologische Verfahren erfolgen.
Im Fallbeispiel wurde das Erleben der Kooperation und Kommunikation der Mitarbeiter durch zwei Erhebungen mittels Fragebogen (Danapfel/Pohlandt/Richter, KOKOM, 1997)42 im Abstand von etwa vier Monaten erfaßt. Ziel war es, Aspekte der Kooperation und Kommunikation von Mitarbeitern in Bauteileteams und Mitarbeitern, die nicht in Bauteileteams arbeiteten, so zu erfassen, wie sie von den Befragten erlebt wurden. Durch die zweite Befragung konnte eine Veränderung gemessen werden.

5.1.2 Verfahren zur Validierung der Tätigkeitsgestaltungshypothesen

Das eingesetzte TBS-GA gewährleistet eine hohe Güte der Datenerhebung und erlaubt den Vergleich mit einem Soll-Profil sowie Ergebnissen aus anderen Tätigkeitsanalysen und -bewertungen. Als weitere etablierte Verfahren wurde der JDS, der FIT und der BMS-Erhebungsbogen verwendet. Alle Verfahren sind gut validiert und erlauben einen Vergleich der Ergebnisse mit anderen Untersuchungen.

Tätigkeitsbewertungssystem für geistige Arbeit (TBS-GA)
Für die Operationalisierung wurden einzelne Skalen aus dem TBS-GA nach Rudolph , Schönfelder und Hacker herangezogen. Die Tätigkeitsbewertung wurde mit allen 60 Skalen auf Basis einer differenzierten Tätigkeitsanalyse 43 durch Beobachtungsinterviews im neuen Prozeß durchgeführt (vgl. Danapfel, Untersuchung, 1998). Die Basis der Tätigkeitsbewertung war eine Beschreibung des Prototypteilebeschaffungsprozesses und die Erarbeitung des typischen Ablaufs der Beschaffertätigkeit hinsichtlich der Art, Abfolge und Zeitdauer der Teiltätigkeiten und Handlungen. Diese Beschreibung erfolgte so, wie sie unabhängig von individuellen Besonderheiten ausgeführt werden sollte. Dabei wurde die Beschaffertätigkeit während mehrerer Arbeitstage von einem geschulten Beobachter so erfaßt, wie sie verschiedene Mitarbeiter ausführten. Aktuell nicht beobachtbare Prozesse und Gedankenschritte wurden beobachtungsbegleitend über gezielte Fragen erfaßt.

Fragebogen zur Analyse erlebter Arbeitsintensität und Tätigkeitsspielräume
Auf der Grundlage des Karasek -Paradigmas (vgl. Karasek/Theorell, Productivity, 1990; Hacker/Richter, Fehlbeanspruchung, 1984, S. 88) werden im FIT von Richter, Hille & Rudolf die subjektiv erlebte Arbeitsintensität und der erlebte Tätigkeitsspielraum als Kerndimensionen für die subjektive Tätigkeitsbewertung angenommen.
Als Auswertungskriterien des FIT gelten die subjektiven Einstufungen in den drei Dimensionen: erlebte Arbeitsintensität, erlebter Tätigkeitsspielraum und Transparenz. Steigende Arbeitsintensität und dabei reduzierte Kontrollmöglichkeiten lassen auf Gestaltungsbedarf schließen. Sind demgegenüber aber erhöhte Arbeitsanforderungen mit wachsenden Freiheitsgraden verbunden, wirkt sich dies positiv auf Motivation und Persönlichkeit des Arbeitnehmers aus, was wiederum eine gute Voraussetzung für eine Gesundheitsstabilisierung bildet.
Der Fragebogen besteht aus 15 vierstufigen Aussagen (siehe Anlage 2), zu denen der Befragte angeben soll, inwieweit die einzelne Aussage auf die Arbeits- und Lebensbedingungen am eigenen Arbeitsplatz zutrifft.

Job-Diagnostic-Survey (JDS)
Zur Erweiterung der Validierung um erlebte Merkmale der Tätigkeit wurde eines der bekanntesten und international sehr weit verbreiteten Verfahren zu Erfassung des subjektiven Erlebens objektiver Arbeitssituationen eingesetzt: das JDS nach Hackman und Oldham. Ziel des Verfahrens ist es, die subjektiv erlebte Tätigkeitsvielfalt, Aufgabengeschlossenheit, Aufgabenbedeutsamkeit, Autonomie und Rückmeldung am eigenen Arbeitsplatz zu erfassen.
Die verwendete Version des Fragebogens bestand aus 18 siebenstufigen Fragen oder Aussagen, zu denen angegeben werden sollte, inwieweit die einzelne Aussage auf die Arbeits- und Lebensbedingungen am eigenen Arbeitsplatz zutrifft. Bei der verwendeten Version handelte es sich um eine an der TU Dresden entwickelte, deutsche Kurzfassung der amerikanischen Originalversion. Die Dimensionen und Fragen des JDS sind in Anlage 3 beschrieben.

Erfassungsbogen zu Ermüdung, Monotonie, Sättigung und Streß für geistige Arbeit (BMS-GA)
Mit der Erfassung und Quantifizierung erlebter, arbeitsbedingter psychischer Fehlbeanspruchungsfolgen sollten mögliche, destabilisierende Fehlbeanspruchungen untersucht werden.
Der Erfassungsbogen Ermüdung, Monotonie, Sättigung und Streß in der Erweiterung für geistige Arbeit (BMS-GA) von Plath & Richter erfaßt die nach DIN EN ISO 10075 spezifizierten psychischen Fehlbeanspruchungsfolgen. Er besteht aus 40 Aussagen, zu denen durch Ankreuzen von "Ja" oder "Nein" angeben werden soll, ob die einzelne Aussage auf die Arbeits- und Lebensbedingungen am eigenen Arbeitsplatz zutrifft oder nicht. Dimensionen und Fragen sind in Anlage 4 wiedergegeben.

Operationalisierung und Differenzierung des Tätigkeitspielraums
Für die Nebenthesen des Tätigkeitsspielraums Negativ-kritische-Konsequenz (3a), Fehlerrobustheit (3b) und Unschärfe (3c) wurden spezifische Größen aus dem Fallbeispiel herangezogen. Eine Beschreibung der Variablen und der Datenquellen ist in Tabelle 7 dargestellt.

Erhobene Variable Beschreibung Hypothese
Sachnummernbelegung Geprüft wurde in einer Stichprobe, ob die Sachnummern im zentralen Datenbanksystem vor Anlage einer Bedarfsmeldung eingetragen wurden. Diese Prüfung wurde für Bestellungen aus dem früheren Prozeß (Papierbedarfsmeldung) durchgeführt.
Quelle: ALT-Daten im Online-Bedarfsmeldungs-System, N = 131 Datensätze
3a
Überzogene Materialauftragsnummern Analysiert wurde die Anzahl der überzogenen Materialauftragsnummern (lt. Budgetplaner) und die tatsächliche monetäre Überziehung je Team im aktuellen Geschäftsjahr (1997/98).44
Quelle: Budgetchecker, N = 165 Datensätze
3b
unscharfe Eingaben Analysiert wurde der Anteil an erkennbar unscharf (1,-- DM) eingegebenen Vorgaben für Materialauftragsnummern im aktuellen Geschäftsjahr (1997/98).
Quelle: Materialbudgetplaner, N = 170 Datensätze
3c
Tabelle 7 Operationalisierung des differenzierten Tätigkeitsspielraums

5.1.3 Entwicklung der Verfahren zur Validierung der Implementierungshypothesen

Um die Hypothesen für die Implementierung im Fallbeispiel nachzuweisen, konnte nicht auf etablierte arbeits- und organisationspsychologische Verfahren zurückgegriffen werden. Für die Operationalisierung wurden deshalb zwei Verfahren angewendet. Erstens wurden sämtliche Implementierungselemente in einer Datenbank (Imple-Sys) dokumentiert 45 und zweitens wurden Aussagen der Mitarbeiter über Training und Einführung des neuen Prozesses mittels zweier Fragebögen 46 erhoben, um das Erleben der Mitarbeiter im Implementierungsprozeß zu erfassen.

Dokumentation der Implementierungselemente
Die dokumentierten Implementierungselemente wurden je Organisationseinheit und Hypothese ausgewertet. Abbildung 22 zeigt die für die Dokumentation der Implementierung wichtigsten Stammdaten, die in der Datenbank 47 erfaßt wurden.

Abbildung 22: Stammdaten zur Implementierung im Datenbanksystem
Abbildung 22 Stammdaten zur Implementierung im Datenbanksystem

Die Verknüpfung der Datenbanken entspricht der in Abbildung 23 dargestellten Matrix.48

Abbildung 23: Verknüpfung der Datenbankfelder
Abbildung 23 Verknüpfung der Datenbankfelder

Durch den Einsatz der Anwendung innerhalb eines PC-Netzes konnten alle Implementierungselemente von den Change Agents dezentral dokumentiert werden.

Operationalisierung der Hypothesen zur Implementierung
Tabelle 8 stellt die erhobenen Skalen und eine kurze Beschreibung dar.

Erhobene Variable Beschreibung Hypothese
Vorschläge und Hinweise über Mängel Ermittelt wurde der Anteil an Vorschlägen und Hinweisen für Verbesserungen zum neuen Prozeß aus den jeweiligen IOE.
Quelle: Imple-Sys, Tabelle Nr. 08, Auswertung Nr. 0811, N = 109 Datensätze.
4
Varianten je Organisationseinheit Ermittelt wurden die unterschiedlichen Prozeßvarianten innerhalb der zwanzig Organisationseinheiten. 5
Informationspunkte Je IOE wurde die Gesamtzahl der gesendeten Informationspunkte ermittelt. Die Darstellung erfolgt als Anteil des Soll-Wertes.
Quelle: Imple-Sys, Infoveranstaltungen, Tabelle Nr. 05, Auswertung Nr. 0506, N = 2070 Punkte.
6
Erlebte Information Ermittelt wurde der Mittelwert und die Standardabweichung der Aussage: "Die Information im Vorfeld war ausreichend"
Quelle: Fragebogen zur Implementierung, N = 27.
6
Trainingspunkte Ermittelt wurde die Anzahl der Punkte für Training und Handbücher. Die Darstellung erfolgt als Anteil des Soll-Wertes.
Quelle: Imple-Sys, Infoveranstaltungen, Tabelle Nr. 07, Auswertung Nr. 0709, N = 650 Punkte.
7
Erlebte Trainingqualität Gefragt wurde nach der erlebten Trainingsqualität und der Verwendbarkeit der Unterlagen in zwei unterschiedlichen Trainingsveranstaltungen.
Quelle: Fragebogen zum Training, N = 59.
7
Prozeßbetreuungspunkte Erfaßt wurden die Punkte für Prozeßbetreuung je IOE. Die Darstellung erfolgt als Anteil des Soll-Wertes.   
Quelle: Imple-Sys, Tabelle Nr. 07, Auswertung Nr. 0710, N = 108 Punkte.
8
Erlebte Prozeßbetreuung Ermittelt wurde der Mittelwert und die Standardabweichung der Aussage "Die Unterstützung bei Problemen im Tagesgeschäft war schnell und nützlich".
Quelle: Fragebogen zur Implementierung, N = 28.
8

Tabelle 8 Operationalisierung der Hypothesen zur Implementierung

5.1.4 Untersuchungsdesign

Tabelle 9 gibt einen Überblick über die angewendeten Verfahren, die Versuchs- und Kontrollgruppen sowie die Zeiträume der Messung. Aus dem Gesamtprojektplan in Anlage 8 geht die Einordnung der Untersuchung in das Implementierungsprojekt hervor.

Unabhängige Variable Verfahren zur Erfassung der abhängigen Variable Beschreibung der Stichprobe Meß-
zeitpunkte
Versuchs-
plan
Reengineering-Maß-
nahmen
Tätigkeits-
analyse
Versuchsgruppe:
Zwei Beschaffer mit unterschiedlichen Beschaffungsbereichen, männlich, zum Untersuchungszeitpunkt 11 und 5 Monate aktiv.

Kontrollgruppe:
Zwei Einkäufer, männlich. Die Einkäufer übten zum Untersuchungszeitpunkt seit 3 bzw. 4 Monaten die Tätigkeit des Einkäufers "neu" aus.

10.03.1998
bis
13.03.1998
Querschnitts-
gruppen-
vergleich
02.04.1998
FIT Versuchsgruppe:
6 Mitarbeiter, die in Bauteileteams arbeiten, männlich, Durchschnittsalter 49 Jahre.   

Kontrollgruppe:
6 Mitarbeiter, die nicht in Bauteileteams arbeiten, männlich, Durchschnittsalter 41 Jahre, aus der gleichen Abteilung und mit ähnlichen Qualifikationen wie die BTT-Mitarbeiter.

19.03.1998
und
26.03.1998
Querschnitts-
gruppen-
vergleich
JDS
BMS
KOKOM
1. Befragung
Versuchsgruppe:
8 Mitarbeiter, die in einem BTT arbeiten, Durchschnittsalter 47 Jahre, mit erweiterter Berufsausbildung (Techniker, Meister) oder (Fach-)Hochschulabschluß.

Kontrollgruppe:
43 Mitarbeiter, die nicht in Bauteileteams arbeiten, Durchschnittsalter 38 Jahre, aus dem Ressort FuE; mit erweiterter Berufsausbildung (Techniker, Meister) oder (Fach-)Hochschulabschluß, unterschiedliche Linienfunktionen.

05.12.1997
bis
23.12.1997
einfaktorieller Versuchs-Kontrollgruppenplan mit vorgefundenen Gruppen
KOKOM
2. Befragung
Versuchsgruppe:
6 Mitarbeiter, die in einem BTT arbeiten, Durchschnittsalter 43 Jahre, mit erweiterter Berufsausbildung (Techniker, Meister) oder (Fach-)Hochschulabschluß.

Kontrollgruppe:
24 Mitarbeiter, die nicht in Bauteileteams arbeiten, Durchschnittsalter 46 Jahre, aus dem Ressort FuE; mit erweiterter Berufsausbildung (Techniker, Meister) oder (Fach)Hochschulabschluß, unterschiedliche Linienfunktionen.

26.03.1998
bis
17.04.1998
einfaktorieller Versuchs-Kontrollgruppenplan mit vorgefundenen Gruppen
Fragebogen zum Training Versuchsgruppe:
22 Mitarbeiter, die an einem Training zur Budgetplanung teilnahmen, Durchschnittsalter nicht erfaßt, mit erweiterter Berufsausbildung (Techniker, Meister) oder (Fach-) Hochschulabschluß.
37 Mitarbeiter, die an einem Training zur Online-
Bedarfsmeldung teilnahmen, Durchschnittsalter nicht erfaßt, mit erweiterter Berufsausbildung (Techniker, Meister) oder (Fach-) Hochschulabschluß.
26.09.1997
bis
17.04.1998

27.10.1997
bis
23.04.1998

Querschnitts-
gruppen-
vergleich
Fragebogen zur Imple-
mentierung
Versuchsgruppe:
9 Mitarbeiter, die an der strukturierten Implementierung teilnahmen, Durchschnittsalter nicht erfaßt, mit erweiterter Berufsausbildung (Techniker, Meister) oder (Fach-) Hochschulabschluß unterschiedliche Linienfunktionen.

Kontrollgruppe:
19 Mitarbeiter, die nicht an der strukturierten Implementierung teilnahmen (Pilotprojekt), Durchschnittsalter nicht erfaßt, aus dem Ressort FuE sowie Finanzen und Wirtschaft; mit erweiterter Berufsausbildung (Techniker, Meister) oder (Fach-) Hochschulabschluß, unterschiedliche Linienfunktionen.

26.03.1998
bis
17.04.1998

23.09.1997
bis
20.10.1997

Querschnitts-
gruppen-
vergleich
Tabelle 9 Untersuchungsplan

Quasi-experimentelle Gruppeneinteilung für die betroffenen Organisationseinheiten
Für die Darstellung der Hypothesen zur Implementierung wurden sechs typische Gruppen, aus den insgesamt zwanzig betroffenen Organisationseinheiten, zur Validierung herangezogen. Die Zusammenstellung und Benennung der Gruppen ergeben sich aus Tabelle 10. Diese Gruppen entsprechen dem Untersuchungfeld für die Implementierung.

Unabhängige Variable Hypothese Beschreibung der Stichprobe Meßzeitpunkte Versuchsplan
Reengineering
Maßnahmen
Negativ-
kritische-
Konsequenz
Versuchsgruppe:
Für die Versuchsgruppe wurde die Implementierungsmethode gemäß Abschnitt angewendet.
Gruppe 1b (mit SI2)
Ca. 17 Mitarbeiter in Konstruktions- und Versuchstätigkeit, 2 Beschaffer und 1 BTT-Mitglied aus der Fachabteilung.
Gruppe 1c (mit SI1)
Ca. 20 Mitarbeiter in Konstruktions- und Versuchstätigkeit, 2 Beschaffer und 1 BTT-Mitglied aus der Fachabteilung.
Gruppe 2 (Widerstand)
Ca. 40 Mitarbeiter in Konstruktions- und Versuchstätigkeit, 1 Beschaffer und 1 BTT-Mitglied aus der Fachabteilung. Deutlich spürbarer Widerstand.

Kontrollgruppe:
Bei der Kontrollgruppe wurde die Implementierungsmethode nicht oder nur teilweise angewendet.
Gruppe 1a (Pilotprojekt)
Ca. 30 Mitarbeiter in Konstruktions- und Versuchstätigkeit, 2 Beschaffer, 1 Arbeitsvorbereiter und 1 BTT-Mitglied aus der Fachabteilung.
Gruppe 4 (ohne SI2)
Kundenprojekt mit etwa 10 Mitarbeitern aus Konstruktions- und Versuchstätigkeit, Beschaffertätigkeit wird durch Einkäufer durchgeführt, kein BTT, nur Online-Bedarfsmeldung.
Gruppe 8 (ohne SI1)
Ca. 8 Mitarbeiter aus Konstruktions-, Versuchs- und Vertriebstätigkeit, BTT aus Pilotprojekt zur Abwicklung von Gleichteilumfängen zweier FuE-Projekte.

März 1996
bis
April 1998
Querschnitts-
gruppen-
vergleich
Fehler-
robustheit
Unschärfe
Implementierungs-
methode
Integration
Organisations-
adaption
Gesendete
Information
Training
Betreuungs-
intensität
Tabelle 10 Untersuchungsdesign für Hypothesen zur Implementierung

5.1.5 Methodenkritik

Bevor die Ergebnisse der Validierung im nachfolgenden Abschnitt dargestellt werden, werden die angewandten Ansätze kritisch betrachtet, um die Güte der Validierung abschätzen zu können. Die gewählten Versuchspläne stellen einen Kompromiß dar zwischen:

Aus den oben genannten Randbedingungen ergibt sich für die Untersuchungsplanung folgendes Stärken-Schwächen-Profil.

+ Stärken der Untersuchungsplanung sind:
  • Es wurden acht verschiedene Verfahren zur Datenerfassung und -auswertung eingesetzt, die den Untersuchungsgegenstand aus unterschiedlichen Perspektiven erfassen.
  • Ca. 250 verschiedene Fragebogenitems wurden eingesetzt.
  • Ca. 100 Mitarbeiter waren in die Untersuchung mit insgesamt über 14.000 Items (in ca. 100 Datensätzen) einbezogen.
  • Die Implementierung konnte über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren beobachtet und dokumentiert werden.
  • Auswertungen auf der Basis des Online-Systems lieferten objektive Daten mit einer großen Stichprobe über einen Zeitraum von etwa 14 Monaten.
 
- Schwächen der Untersuchungsplanung sind:
  • Eine Verzufallung der Zuordnung von einzelnen Personen auf Versuchs- oder Kontrollgruppen konnte nicht durchgeführt werden, ebensowenig wie die Isolierung der Versuchs- und Kontrollgruppen. 
  • Bei den Querschnittsgruppenvergleichen handelt es sich um vorexperimentelle Pläne. Ein einfaktorieller Versuchs-Kontrollgruppenplan mit einer Vor- und einer Nachhermessung war hier aus zeitlich-organisatorischen und finanziellen Gründen nicht möglich.
  • Beim Versuchs-Kontrollgruppenplan mit Vor- und Nachhermessung ist die Veränderung der Stichproben von der ersten zur zweiten Messung hinsichtlich Alter, Stichprobenzusammensetzung und Stichprobengröße zu berücksichtigen.
  • Nur 19 der 100 befragten Personen konnten über ihr Kennwort sowohl der ersten als auch der zweiten Befragung zugeordnet werden, was die Aussagekraft der statistischen Daten deutlich mindert.
  • Beim KOKOM-Fragebogen handelt es sich um eine Zwei-Punkt-Messung mit der Problematik der Trendinterpretation (vgl. Campbell, quasi-experiments, 1963, S. 212 - 254, zitiert nach Matern, Arbeitsanalyse, 1984, S. 168).

5.2 Validierungergebnisse der Hypothesen

Die Validierung der Hypothesen erfolgt jeweils über eine zusammenhängende Darstellung und Bewertung der eingesetzten Verfahren und Methoden. Skalen und Dimensionen, die für die Bestätigung der Hypothesen aus Kapitel 3 von besonderer Bedeutung sind, sind hervorgehoben und kommentiert.

5.2.1 Validierung der Tätigkeitsgestaltung

Basis der Validierung ist die Analyse der Tätigkeit des Beschaffers im neuen Prozeß und die darauf aufbauende Bewertung mittels TBS-GA.


Ergebnisse des TBS-GA
Die TBS-GA-Einstufungen werden in folgender Form dargestellt.

Teil A: Organisatorische und technische Bedingungen, welche die Vollständigkeit der Tätigkeit determinieren (31 Skalen)

Abbildung 24: Übersicht der Einstufungen der TBS-GA-Skalen des Teils A
Abbildung 24 Übersicht der Einstufungen der TBS-GA-Skalen des Teil A 

lfd. Nr. Nr. im
TBS-GA
Beschreibung der Skala Bemerkung
1. Vielfalt der Tätigkeit
1 1.1.1 Anzahl konkreter Teiltätigkeiten  
2 1.1.2 Vielfalt der Mensch-Rechner-Interaktionen Hypothese 1 bestätigt
3 V Zyklische Vollständigkeit der Tätigkeit Hypothese 1 bestätigt
4 1.2 Übertragene Vorbereitungstätigkeiten Hypothese 1 bestätigt
5 1.3.1 Umfang erforderlicher Prüfprozesse  Hypothese 1 bestätigt
6 1.3.2 Einordnung der Prüftätigkeit Hypothese 1 nicht bestätigt, nicht alle Prüfungen (Vermessung, Wareneingang, Buchhaltung etc.) können durch den Beschaffer selbst durchgeführt werden.
7 1.3.3 Arten möglicher Fehlerbestimmung Hypothese 1 bestätigt
8 1.4 Übertragene Korrekturtätigkeiten Hypothese 1 bestätigt
9 1.5 Übertragene Organisationsfunktionen Hypothese 1 bestätigt
2. Variabilität der Tätigkeit
10 2.1.1 Auftragsänderung  
11 2.1.2 Auftragswechsel  
12 2.2 Wiederholung der Verrichtungen  
13 2.3 Bereitschaftszeit  
3. Routinemäßige Ausführungen
14 3 Objektive Möglichkeiten zur psychischen Automatisierung   
4. Durchschaubarkeit des Produktions- und Arbeitsprozesses
15 4.1.1 Erforderliche Informationen über die Organisation   
16 4.1.2 Erforderliche Informationen über die Arbeitsergebnisse   
17 4.1.3 Quellen notwendiger Informationen  
18 4.2.1 Erforderliche Informationen über die Hardware  
19 4.2.2 Erforderliche Informationen über die Nutzung der Software   
20 4.2.3 Arten der Mensch-Rechner-Interaktionen   
21 4.2.4 Informationen über den Mensch-Rechner-Interaktionsverlauf Hypothese 2 nicht bestätigt. Das eingesetzte Großrechnersystem mit seiner zeichenorientierten Oberfläche gibt nur beschränkt weitergehende Informationen.
22 4.3.1 Quellen nutzbarer Rückmeldungen  Hypothese 2 bestätigt
23 4.3.2 Differenziertheit der Rückmeldungen über die Güte durch andere Personen  Hypothese 2 nicht bestätigt. Wurde noch differenzierter analysiert.
24 4.3.3 Differenziertheit der Rückmeldungen über die Güte durch Rechner  Hypothese 2 bestätigt
5. Vorhersehbarkeit und zeitliche Bindung von Anforderungen
25 5.1 Vorhersehbarkeit der Ereignisse, die ein Handeln erfordern  Hypothese 3 nicht bestätigt. Die Möglichkeit zum spontanen Reagieren bei unvorhergesehenen Fällen der Beschaffung war jedoch bewußt geplant worden.
26 5.2.1 Vorhersehbare Zeitbindung   
27 5.2.2 Unvorhersehbare Zeitbindung   
28 5.2.3 Gerätetechnische Zeitbindung   
29 5.2.4 Störungen   
6. Beeinflußbarkeit des Arbeitsprozesses
30 6.1 Aktivität bzw. Reaktivität  siehe Nr. 25
31 6.2.1 Freiheitsgrade  Hypothese 3 bestätigt
32 6.2.2 Bekanntheit der Problemkomponenten  Hypothese 3 bestätigt
33 6.3 Mögliche bzw. erforderliche Entscheidungen  Hypothese 3 bestätigt
7. Körperliche Abwechslung
34 7 Vielfalt von Körperhaltungen und Bewegungsformen  

Tabelle 11 Ergebnisse des TBS-GA: Teil A

Die Ergebnisse der Einstufung des Teils A in die TBS-GA-Skalen werden in Tabelle 11 und  Abbildung 24 gezeigt. Skalen unter dem Sollwert sind hervorgehoben. Für den Teil A ergibt sich damit nachfolgendes Stärken-Schwächenprofil für die Tätigkeit des Beschaffers.

+ 27 Skalen mit Mindestprofilwert oder besser:
  • Vielfalt der Tätigkeit
  • Variabilität der Tätigkeit
  • Hoher Informationsdurchsatz
  • Hohe Anforderung beim Lösen von Problemen
  • Eigene Entscheidungen über Vorgehen notwendig
  • Körperliche Abwechslung
- 7 Skalen mit Gestaltungsbedarf:
  • 6 Vollständige Prüfung der Arbeitsergebnisse findet durch nachgeordnete Abteilungen statt.
  • 11 Aufträge wiederholen sich überwiegend täglich.
  • 18 Geringe Informationen über Funktion der Hardware notwendig.
  • 21 Mangelhafte Benutzerführung durch das Rechnersystem.
  • 23 Fehlende Differenziertheit der Rückmeldung über die Güte der Arbeit durch andere Personen (vor- und nachgelagerte Abteilungen).
  • 25 Geringe Vorhersehbarkeit der Ereignisse, die ein Handeln erfordern.
  • 30 Überwiegend reaktives Verhalten.

Die Teile B, C, D und E werden in einer gemeinsamen Darstellung in Abbildung 25 gezeigt. Die Teile B bis E wurden nicht zur Validierung bestimmter Hypothesen herangezogen. Die Darstellung erfolgt, um einen Gesamtüberblick über die Tätigkeit des Beschaffers zu erhalten.

Abbildung 25: Übersicht der Einstufungen der TBS-GA-Skalen der Teile B, C, D und E
Abbildung 25 Übersicht der Einstufungen der TBS-GA-Skalen der Teile B,C,D und E

lfd. Nr. Nr. im
TBS-GA
Beschreibung der Skala Bemerkung
Teil B: Kooperation und Kommunikation
35 1.1 Zeitlicher Umfang erforderlicher Kooperation/Kommunikation  
36 1.2 Auftragsbedingte Enge der Kooperation/Kommunikation  
37 1.3 Möglichkeit zur Zusammenarbeit im Team über den eigenen Auftrag hinaus  
38 1.4 Kooperationserschwernisse  
39 2 Formen erforderlicher Kooperation/
Kommunikation
 
40 4.1 Inhalt erforderlicher Kooperation/
Kommunikation
 
41 4.2 Möglichkeiten zur nichtauftragsbedingten Kommunikation im Team während der Arbeitszeit   
42 5.1 Zeitlicher Anteil der Arbeit mit Lieferanten an der Gesamtarbeitszeit  
43 5.2 Inhalte der Kommunikation mit Lieferanten  
44 5.3 Variabilität erforderlicher Kooperation/
Kommunikation mit Lieferanten
 
45 6.1 Vielfalt des Informationsaustausches (Mensch - Mensch, Mensch - Maschine)  
Teil C: Verantwortung
46 6.2 Art des Informationsaustausches  
47 1 Inhalte individueller Verantwortung  
48 2 Umfang individueller Verantwortung für Ergebnisse  
49 3 Gemeinschaftliche Verantwortung für Leistungen Das BTT übernimmt keine Verantwortung als Team. Innerhalb des Teams gibt es keine Hierarchie.
Teil D: Erforderliche geistige Leistungen 
50 1.1 Hauptebenen der psychischen Ausführungsregulation  
51 1.2 Vielfalt erforderlicher geistiger Leistungen  
52 2.1 Erforderliche Orientierungsleitungen und Beurteilungen  
53 2.2 Abstraktionsgrad wahrgenommener Zeichen   
54 2.3 Erforderliche Fachkenntnisse (Erfahrungswissen)  
55 3.1 Erforderliche geistige Leistungen  
56 3.2 Erforderliche Abbild (Repräsentations)-
ebenen
 
57 4 Erforderliche kurzzeitige Behaltens- und Aufmerksamkeitsleistungen   
Teil E: Qualifikations- und Lernerfordernisse
58 1 Geforderte berufliche Vorbildung  
59 2 Inanspruchnahme der beruflichen Vorbildung   
60 3 Bleibende auftragsbedingte Lernerfordernisse  
Tabelle 12 Ergebnisse des TBS-GA: Teil B - E

In den Teilen B bis E erfüllt nur die Skala gemeinsame Verantwortung für Leistung nicht die Sollanforderung (Tabelle 12). Das Stärken- und Schwächenprofil ist nachfolgend dargestellt.

+ Teil B: 12 Skalen mit Mindestprofilwert oder besser:
  • Umfangreiche und enge Kooperation und Kommunikation
  • Verschiedene Möglichkeiten zu Kooperation auch über den eigenen Auftrag hinaus
  • Vielfältige Kommunikationsinhalte
  • Nicht-auftragsbedingte Kommunikation im Team während der Arbeitszeit möglich
Teil C: 2 Skalen mit Mindestprofilwert oder besser:   
  • Inhalt und Umfang individueller Verantwortung für Ergebnisse
Teil D: 8 Skalen mit Mindestprofilwert oder besser:
  • Vielfältige geistige Leistungen erforderlich
  • Vielfältige Fachkenntnisse erforderlich
  • Möglichkeiten zur Erledigung geistig anregender Aufgaben, die wenigstens zeitweilig schöpferische Überlegungen erfordern
Teil E: 3 Skalen mit Mindestprofilwert oder besser:
  • Geforderte Vorbildung
  • Bleibende auftragsbedingte Lernerfordernisse
- Teil C: 1 Skala mit Gestaltungsbedarf:
  • Gemeinschaftliche Verantwortung für Leistung

Ein Vergleich mit der früheren Tätigkeit des Einkäufers erfolgte auf der Basis zweier strukturierter Interviews. In diesen Interviews sollten die Einkäufer ihre frühere Arbeit schildern. Für eine Kompletteinstufung im TBS-GA reichten die Aussagen jedoch nicht aus, hierzu wäre eine begleitende Beobachtung notwendig gewesen. Die Hauptunterschiede sind in einer qualitativen Beschreibung nachfolgend dargestellt. Die Unterschiede rühren hauptsächlich aus dem Entfall der Teiltätigkeit "Lieferantenfestlegung" her.

Vergleich der Tätigkeit des Beschaffers "neu" mit der Tätigkeit des Einkäufers früher

+ Teil B
  • Erhöhung der auftragsbedingten Enge der Kooperation und Kommunikation mit Arbeitsvorbereitung und Versuch durch Einführung der Bauteileteams.
  • Abbau von räumlichen Kooperationshindernissen durch Arbeitsplätze in räumlicher Nähe.
  • Abbau organisationaler Kooperationshindernisse durch Eingliederung der BTTs in das Ressort Forschung und Entwicklung.
- Teil A
  • Abnahme der Anforderungsvielfalt durch Wegfall der Teiltätigkeiten Lieferantenauswahl und Projektbudgetierung sowie der Serienteilbeschaffung.
  • Abnahme von Freiheitsgraden des Vorgehens durch Festlegung der zu nutzenden Arbeitsmittel.
Teil B
  • Verringerung des zeitlichen Anteils und der Vielfalt der Inhalte der Kommunikation mit Lieferanten durch den Wegfall der Teiltätigkeit Lieferantenauswahl.
Teil C
  • Verringerung der Inhalte und des Umfangs individueller Verantwortung für Ergebnisse durch den Wegfall der Teiltätigkeiten Lieferantenauswahl und Projektbudgetierung.
Teil D
  • Verringerung der Vielfalt der Fachkenntnisse durch den Wegfall der Teiltätigkeit Lieferantenauswahl und Projektbudgetierung.

Interpretation der Ergebnisse des TBS-GA
Insgesamt kann die Tätigkeit des Beschaffers als gut gestaltete Tätigkeit eingestuft werden. Die gewollten verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten und die Möglichkeit zum schnellen Handeln in unvorhergesehenen Situationen sind objektiv vorhanden. Die gewünschte Reaktion auf unvorhergesehene Fälle wurde allerdings im TBS-GA negativ bewertet (Skalen 25 und 30). Als Hauptschwächen zeigten sich:

Die Hypothesen für Vollständigkeit (1) und Tätigkeitsspielraum (3) konnten im Fallbeispiel umgesetzt werden. Der Aspekt der Rückmeldung (2) hingegen konnte nach der TBS-GA Einstufung nicht im geforderten Umfang umgesetzt werden.
Um die gewünschte Rückmeldung zu ermöglichen, wurden Arbeitsplätze in der Nähe der Bedarfsmeldungsauslöser plaziert und die interdisziplinären Bauteileteams gebildet. Dennoch schien die Rückmeldung nicht im gewünschten Maß zu erfolgen. Im JDS konnte dieser Aspekt genauer analysiert werden.

Fragebogen zur erlebten Arbeitsintensität und zum Tätigkeitsspielraum
Die Ergebnisse der Einstufungen in die drei Dimensionen gehen aus Abbildung 26 hervor. Die Beschreibung der erhobenen Variablen erfolgt in Tabelle 13.

Abbildung 26: Ergebnisse des FIT für Versuchs-
und Kontrollgruppe
Abbildung 26 Ergebnisse des FIT für Versuchs- und Kontrollgruppe

Erhobene Variable Ergebnis Hypothese
Arbeitsintensität Arbeitsmenge, Arbeitstempo, Aufgabenschwierigkeit und Zeitdruck werden von den Mitarbeitern im BTT leicht höher eingeschätzt als von den Mitarbeitern, die nicht in einem BTT arbeiten. 3
Tätigkeitsspielraum Der Tätigkeitsspielraum wird von den Mitarbeitern im BTT signifikant höher eingeschätzt als von den Mitarbeitern, die nicht in einem BTT arbeiten. Sie geben an, die Tätigkeit erfordere mehr an verschiedenen Fähigkeiten und Fertigkeiten; es sei häufiger notwendig, Neues hinzuzulernen und das Wissen aus beruflicher Ausbildung könne besser genutzt werden. 3
Restriktivität/
Transparenz
Die Unterschiede sind im Rahmen der Meßungenauigkeit. 2
Tabelle 13 Ergebnisse des FIT

Interpretation der Ergebnisse des FIT
Wie zu erwarten, wurde die Arbeitsintensität durch das oftmals erforderliche spontane Reagieren im BTT höher eingeschätzt als bei der Kontrollgruppe. Durch den signifikant höher erlebten Tätigkeitsspielraum sind allerdings - nach dem Karasek -Paradigma - keine gesundheitsschädigenden Folgen zu erwarten.
Die Hypothese zum Tätigkeitsspielraum (3) konnte wiederum bestätigt werden. Die Aussagen zur Rückmeldung (2) (hier: Transparenz) wurden auch im FIT nicht im gewünschten Maß bestätigt. Es zeigte sich keine Verbesserung gegenüber der Kontrollgruppe.

Job Diagnostic Survey (JDS)
Die befragten Mitarbeiter schätzten ihre Arbeit in den einzelnen Bereichen wie in Abbildung 27 in dargestellt ein. Die Einschätzung der Werte läßt sich auf der Basis von Vergleichsstichproben in die Bereiche hohe, durchschnittliche und geringe Ausprägung einordnen. Für ein hohes Motivationspotential einer Tätigkeit sind hohe Werte in den einzelnen Bereichen notwendig.

Abbildung 27: Ergebnisse des JDS für Untersuchungs- und Kontrollgruppe
Abbildung 27 Ergebnis des JDS für Untersuchungs- und Kontrollgruppe

Erhobene Variable Ergebnis Hypothese
Tätigkeitsvielfalt Die Werte liegen bei beiden Gruppen im durchschnittlichen Bereich. Die Vielfalt der Anforderungen an Fähigkeiten und Begabungen wird bei Mitarbeitern im BTT signifikant höher erlebt als bei Mitarbeitern, die nicht in einem BTT arbeiten. 1
Aufgabengeschlossenheit Die Werte liegen bei beiden Gruppen im durchschnittlichen Bereich. Die Unterschiede sind im Rahmen der Meßgenauigkeit zu vernachlässigen. 1
Aufgabenbedeutsamkeit  
Autonomie 3
Tätigkeitsinterne Rückmeldung Die Rückmeldung durch Anhaltspunkte in der Tätigkeit wird von Mitarbeitern im BTT höher erlebt als von Mitarbeitern, die nicht in einem BTT arbeiten. Sie liegt bei Mitarbeitern im BTT im durchschnittlichen Bereich, bei Mitarbeitern, die nicht in einem BTT arbeiten, im niedrigen Bereich. 2
Rückmeldung von anderen Die Rückmeldung von Vorgesetzten und Kollegen über die Güte der eigenen Arbeit wird von Mitarbeitern im BTT geringer erlebt als von Mitarbeitern, die nicht in einem BTT arbeiten. Sie liegt bei beiden Gruppen im niedrigen Bereich. 2
Tabelle 14 Ergebnisse des JDS

Interpretation der Ergebnisse des JDS
Die Hypothesen zur Vollständigkeit (1) bzw. zum Tätigkeitsspielraum (3) konnten auch im JDS bestätigt werden (Tabelle 14). Durch die differenzierte Betrachtung der erlebten Rückmeldung zeigte sich, daß die tätigkeitsinterne Rückmeldung, also Rückmeldung durch Anhaltspunkte in der Tätigkeit selbst, von Mitarbeitern im BTT höher erlebt wird, als bei der Kontrollgruppe. Somit kann die geforderte Rückmeldungshypothese (2) eingeschränkt bestätigt werden. Die Rückmeldung durch andere (Kollegen und Vorgesetzte) wird im BTT etwas höher eingeschätzt, befindet sich jedoch im niedrigen Bereich.

Differenzierte Betrachtung des Tätigkeitsspielraums
Anhand dreier Beispiele aus dem Fallbeispiel soll die Anwendung der Hypothesen zum Tätigkeitsspielraum dargestellt werden.

Negativ-kritische-Konsequenz
Als Beispiel für die Anwendung der Negativ-kritischen-Konsequenz wurde die Vergabe der Sachnummer vor Bestellauslösung herangezogen. Eine Auswertung aus dem Online-Bestellsystem ergab die in Abbildung 28 dargestellten Werte.

Abbildung 28: Negativ-kritische-Konsequenz am Beispiel der Belegungsrate einer Sachnummer vor dem Bestellvorgang
Abbildung 28 Negativ-kritische-Konsequenz am Beispiel der Belegungsrate einer Sachnummer vor dem Bestellvorgang

Interpretation der Untersuchung zur Negativ-kritischen-Konsequenz
Die Analyse der Datensätze ergab, daß - wie erwartet - die Sachnummernbelegung im zentralen Rechnersystem im alten Prozeß nicht gesichert erfolgte. Streuungen zwischen ca. 30 und 70 Prozent Belegungsquote lassen auf intra-individuelle Unterschiede bei der Ausführung der Teiltätigkeit "Teile bestellen" schließen. Durch die Einführung der Negativ-kritischen-Konsequenz wurde die Belegung der Sachnummer zur Pflicht. Dadurch wird gewährleistet, daß nachfolgende Prozeßschritte wie Wareneingang, Einlagerung, Auslagerung, Prototypendokumentation etc. ohne Rückfragen ausgeführt werden können.

Fehlerrobustheit
Als Beispiel für die robuste Gestaltung des Prozesses kann die Möglichkeit zum "Überziehen" der Auftragsnummer eingestuft werden. Es ist möglich, auch dann eine Bedarfsmeldung auszulösen, wenn die Materialbudgetvorgabe überschritten wird. Eine Analyse der Überziehungen anhand der Auftragsnummern ist in Abbildung 29 dargestellt.

Abbildung 29: Fehlerrobustheit am Beispiel der nominal überzogenen einzelnen Auftragsnummern und der tatsächlichen monetären Überziehung (Quelle: Budgetchecker, Stand: 14.04.1998)
Abbildung 29  Fehlerrobustheit am Beispiel der nominal überzogenen einzelnen Auftragsnummern und der tatsächlichen monetären Überziehung (Quelle: Budgetchecker, Stand: 14.04.1998)

Interpretation der Untersuchung zur Fehlerrobustheit
Die Analyse zeigt, daß in allen Bereichen Auftragsnummern nominal überzogen wurden. In der Summe je IOE sind die Überziehungen jedoch minimal. Für den Prozeß hätte jede überzogene Auftragsnummer einen Abbruch bedeutet, wenn diese Prüfung der Auftragsnummer nicht fehlerrobust gestaltet worden wäre.49 Die Folge wäre ein Anstieg der Durchlaufzeiten gewesen.50 Die in These 3a beschriebene Gestaltung der Tätigkeit wurde im Fallbeispiel eingesetzt und wird angewendet.

Unschärfe
Ähnlich der Fehlerrobustheit wurde auch die Unschärfe anhand der Materialbudgetvorgaben analysiert. Wird eine Vorgabe größer 0 DM (also mind. 1 DM) eingestellt, kann bereits bestellt werden. Diese unscharfe Eingabe beschleunigt den Prozeß, wenn zu Beginn einer Entwicklungsphase noch nicht alle Materialplanungen und -kosten im Detail bekannt sind. Die Werte bleiben aber für den Bedarfsmeldungsauslöser als unscharfer Wert erkennbar. Eine Analyse zeigte den in Abbildung 30 dargestellten Verlauf.

Abbildung 30: Beispiel für erkennbare mögliche Unschärfe bei der Eingabe der Vorgaben (Quelle: Budgetplaner, Stand: 14.04.1998)
Abbildung 30 Beispiel für erkennbare mögliche Unschärfe bei der Eingabe der Vorgaben (Quelle: Budgetplaner, Stand: 14.04.1998)

Interpretation
Die unscharfen Werte werden gemäß der Analyse nur in geringem Maß eingesetzt, dennoch ist die Unschärfemöglichkeit notwendig, um dem Prozeß zu stabilisieren. In Abbildung 30 sind drei mögliche Fälle der Unschärfe erkennbar.

Die Unschärfe wird für etwa zehn Prozent aller Auftragsnummern angewendet. Je IOE schwanken diese Werte um diesen Mittelwert. Diese Nutzung der Unschärfe war im Fallbeispiel am häufigsten festzustellen. Die Unschärfemöglichkeit wird nicht genutzt bzw. nicht erkannt. Die bewußte Ignoranz der Unschärfe hat keinen Einfluß auf die Prozeßleistung Ein Mißbrauch der Unschärfe konnte nur in Bereichen ohne SI festgestellt werden. Der Mißbrauch hat zwar keinen Einfluß auf die Prozeßleistung, erzielt jedoch in angrenzenden Handlungsfeldern (Budgetverfolgung) nicht die gewünschten Resultate.

Die drei Beispiele zeigen, daß die differenzierte Betrachtung des Tätigkeitsspielraums jeweils für die Gestaltung einzelner Teilhandlungen unterschiedliche Lösungen hervorbrachte, die zur Prozeßstabilität beitragen. Die Umsetzung der Hypothese zum Tätigkeitsspielraum (3) konnte über die vorhergehenden arbeitspsychologischen Untersuchungen hinausgehend bestätigt werden.

5.2.2 Validierung der Implementierungsmethode

Zur Prüfung der Hypothesen für die Einführung geänderter Prozesse wurden die Daten aus der Implementierungsdokumentation ausgewertet.

Hypothese Nr. 4: Integration
Die Validierung der Integration der Mitarbeiter erfolgte über die von den Mitarbeitern geäußerten Hinweise und Vorschläge zum neuen Prozeß. Es wurden alle Vorschläge dokumentiert, jedoch nicht alle umgesetzt. Eine Analyse der Mitarbeiterbeteiligung ergab, daß nur etwa 2% der Betroffenen in der ersten Phase der Integration (siehe Abschnitt 3.3.2) an Arbeitssitzungen für die Tätigkeitsgestaltung teilgenommen haben. 51 Aussagekräftiger sind deshalb die Hinweise und Vorschläge, die während des Trainings und der Prozeßbetreuung (zweite Phase der Integration) aufgenommen wurden.

Abbildung 31: Anteil der Vorschläge aus den Implementeirungsprojekten (N= 109 Vorschläge und Hinweise von Mitarbeitern)
Abbildung 31 Anteil der Vorschläge aus den Implementeirungsprojekten (N= 109 Vorschläge und Hinweise von Mitarbeitern)

Interpretation der Ergebnisse zur Integration
Die hohe Anzahl an Vorschlägen und Hinweisen im Pilotprojekt (in Abbildung 31 dargestellt) hat folgende Hintergründe:

Die Anzahl der Vorschläge bestätigt auch die Notwendigkeit des Pilotprojekts, um Software und Abläufe in einem abgegrenzten Bereich testen zu können. Die Anzahl der Hinweise und Vorschläge ist in den weiteren IOEs gesunken, was sicher auch auf den fortgeschrittenen Reifegrad der Software zurückzuführen ist. Die Größenordnung zwischen den beiden Bereichen mit SI blieb jedoch gleich.53 Auffällig ist, daß aus den Bereichen ohne SI sehr wenig Hinweise kommen, das Engagement am neuen Prozeß also geringer eingestuft werden kann. Die erhobenen Daten zeigen, daß eine Integration der Mitarbeiter im Rahmen der Möglichkeiten des Projekts erfolgte (zweite Phase der Integration). Die Umsetzung der Integrationshypothese (4) kann für die Versuchsgruppe bestätigt werden.

Hypothese Nr. 5: Organisationsadaption
Die Darstellung der Organisationsadaption konnte nicht als Gruppenvergleich stattfinden, dies wäre nur zwischen verschiedenen Implementierungsprojekten möglich. Statt dessen wurden die Adaptionsunterschiede zwischen den betroffenen IOEs in Abbildung 32 dargestellt. Die Ziffern und Buchstaben stehen für je eine IOE.

Abbildung 32: Organisationsadaption durch unterschiedliche Zuordnung der Aufgaben an die Mitarbeiter in den IOEs
Abbildung 32 Organisationsadaption durch unterschiedliche Zuordnung der Aufgaben an die Mitarbeiter in den IOEs

Im Fallbeispiel wurde eine Adaption des Prozesses an die IOEs durch eine differierende Verteilung von Aufgaben an die Mitarbeiter erreicht. Die Hypothese zur Organisationsadaption (5) kann dahingehend bestätigt werden, daß sie im Fallbeispiel angewendet wurde.

Hypothese Nr. 6: Gesendete Information
Die Gesamtpunktzahl der gesendeten Information wird auf die Sollwerte (siehe Anlage 9) bezogen und prozentual inAbbildung 33 je IOE dargestellt. Die für die Gruppenvergleiche herangezogenen IOEs wurden gekennzeichnet.

Abbildung 33: Anteil (vom Sollwert) der gesendeten Information je Organisationseinheit
Abbildung 33 Anteil (vom Sollwert) der gesendeten Information je Organisationseinheit

Interpretation der Ergebnisse zur gesendeten Information
Abbildung 33 zeigt einige Phänomene der Implementierung anhand der gesendeten Information.

Der geforderte Anteil an gesendeter Information wurde für die IOEs der Versuchsgruppe erreicht. Die Umsetzung der Hypothese zur gesendeten Information (6) kann für das Fallbeispiel bestätigt werden.

Hypothese Nr. 7: Training Die Verteilung der Punkte für Training und Handbücher ist in Abbildung 34 dargestellt.

Abbildung 34: Anteil der Trainings- und Handbuchpunkte vom Sollwert je Organisationseinheit
Abbildung 34 Anteil der Trainings- und Handbuchpunkte vom Sollwert je Organisationseinheit

Um die Betrachtung des Trainings nicht auf die Anzahl der Trainingsstunden zu reduzieren, wurden auch Aussagen der Mitarbeiter zum Training für die Online-Bedarfsmeldung und die Budgetverfolgung (Vorgabeneingabe für Materialauftragsnummern) mittels Fragebogen erfaßt. Die Darstellung erfolgt über die Angabe des Mittelwerts einer fünfstufigen Skala und der Standardabweichung in Abbildung 35.

Abbildung 35: Beurteilung des Trainings und der Handbücher für Budgetverfolgung (BV) und Online-Bedarfsmeldung (OBM)
Abbildung 35 Beurteilung des Trainings und der Handbücher für Budgetverfolgung (BV) und Online-Bedarfsmeldung (OBM)

Interpretation der Ergebnisse zum Training
In ist deutlich zu erkennen, daß im Pilotprojekt auf ein Training der Mitarbeiter aus Zeitgründen (!) bewußt verzichtet wurde, jedoch Handbücher zur Bedienung der Software verteilt wurden. Ähnlich in den anderen Bereichen ohne SI: der Trainingsaspekt beschränkte sich auf das Verteilen von Handbüchern. In den Bereichen mit SI wurden die Trainingsquoten erreicht.
Die Handbücher wurden von den Mitarbeitern als gut bis sehr gut eingestuft (in dargestellt). Die starken Abweichungen zwischen den beiden Trainingsarten 54 sind auf die fehlenden Übungsmöglichkeiten im verwendeten SAP-R/2-System zurückzuführen. Die Teilnehmer konnten Teile des Trainings nur nachvollziehen, jedoch nicht selbst ausführen.
Für die Versuchsgruppe wurden die geforderten Trainingspunkte (Training und Handbücher) erreicht. Die Umsetzung der Hypothese kann bestätigt werden. Die Annahme der Umsetzung wird durch das positive Urteil der Mitarbeiter bestätigt.

Hypothese Nr. 8: Betreuungsintensität
Die in Abbildung 36 dargestellten Betreuungspunkte spiegeln den Betreuungsaufwand und die Häufigkeit von Fragen während der ersten drei bis sechs Monate nach der Prozeßeinführung wieder.

Abbildung 36: Darstellung der Betreuungsintensität anhand des Anteils (von Soll) der Prozeßbetreuungspunkte
Abbildung 36 Darstellung der Betreuungsintensität anhand des Anteils (von Soll) der Prozeßbetreuungspunkte

Interpretation der Ergebnisse zur Betreuungsintensität
Deutlich zu erkennen ist der hohe Aufwand für die Betreuung des Pilotprojekts, der nicht zuletzt durch das entfallene Training zustande kam. Im Bereich ohne SI1 konnte der Betreuungsaufwand nicht erfaßt werden, da dies vorwiegend durch das betroffene BTT direkt erfolgte.
Der Bereich mit SI1 zeigt einen verhältnismäßig geringen Betreuungsaufwand. Dies ist darin begründet, daß die Mehrzahl der Mitarbeiter noch nicht mit dem System gearbeitet hat, da die Bestellung der Baustufe noch nicht erfolgt war. Für die Planung der Implementierung ist dies ein Hinweis auf eine nicht abgeschlossene Betreuungsphase. Die Prozeßbetreuung erreicht für die Versuchsgruppe die angestrebten Werte. Die Hypothese zur Betreuungsintensität (8) kann als ausgeführt betrachtet werden.

Fragebogen zur Einführung des neuen Prozesses
Abbildung 37 zeigt die Mittelwerte und Standardabweichung der zwei Befragungen im Abstand von etwa sechs Monaten. Die verwendeten Skalen sind in Anlage 5 erläutert.

Abbildung 37: Ergebnis des Fragebogens zur Implementierung (Darstellung der Mittelwerte und der Standardabweichung)
Abbildung 37 Ergebnis des Fragebogens zur Implementierung (Darstellung der Mittelwerte und der Standardabweichung)

Erhobene Variable Beschreibung Hypothese
Aufgabenzuordnung Die Klarheit der Aufgabenzuordnung erreichte anfangs nur mittlere Werte, wurde jedoch bei der zweiten Befragung deutlich besser eingestuft. 6
Softwarebedienung Die Softwarebedienung erreichte ebenfalls nur mittlere Werte, wird jedoch innerhalb des Pilotprojekts mit einer auffallend geringen Standardabweichung bewertet. Die zweite Befragung ergab einen ähnlichen Mittelwert, allerdings eine breitere Streuung.  
Softwarefunktion Die Funktionalität wurde bei der zweiten Befragung leicht schlechter eingestuft.  
Datenqualität Die Datenqualität wurde bei der zweiten Befragung, bei geringerer Standardabweichung, besser eingestuft.  
Entfall Unterschriften Der Entfall der Unterschriften wurde von beiden Gruppen als Entlastung betrachtet.  
Mißbrauch ohne Unterschrift Die Gefahr des Mißbrauchs durch den Entfall der Unterschriften wurde von beiden Gruppen als gering eingestuft.  
Preis- und Lieferanteninformationen In der ersten Befragung wurde die rechtzeitige Information über Preise und Lieferanten schlecht (mit großer Streuung) eingestuft. Die zweite Befragung ergab deutlich bessere Werte.  
Anfragerelevante Unterlagen Die rechtzeitige Erstellung der, für die Anlage der Rahmen notwendigen, Unterlagen wurde in der zweiten Befragung ebenfalls leicht besser eingestuft.  
Handbuch Das verteilte Handbuch wurde in der zweiten Befragung nochmals deutlich besser eingestuft. 7
Die Information im Vorfeld war ausreichend Die Information vor der Einführung des neuen Prozesses wurde in der zweiten Befragung deutlich besser eingeschätzt. 6
Unterstützung im Tagesgeschäft Die angebotene Prozeßbetreuung wurde von beiden Gruppen nahezu gleich eingestuft. 8
Gesamturteil Das Gesamturteil fiel bei beiden Gruppen ungefähr gleich aus, bei etwas geringerer Streuung in der zweiten Befragung.  

Tabelle 15 Skalen im Implementierungsfragebogen

Interpretation des Fragebogens zur Einführung des neuen Prozesses
Durch den Fragebogen konnte die Umsetzung der Hypothesen zum Training (7) und zur Prozeßbetreuung (8) wiederum bestätigt werden (Tabelle 15).
Die Fragen zur Klarheit der Aufgabenzuordnung und zur Information im Vorfeld bestätigen die Hypothese zur gesendeten Information (6). Beide Aussagen wurden von der Gruppe mit SI deutlich besser eingestuft als im Pilotprojekt (ohne SI). Die Umsetzung der Hypothese im Fallbeispiel kann auch hier bestätigt werden.

5.2.3 Indikatoren der Prozeßstabilität

Wie in Abschnitt 4.2.1 und 5.1.1 begründet, wurde als Stabilitätskriterium die Durchlaufzeit für Bedarfsmeldungen sowie die erlebte Kooperation und Kommunikation herangezogen. Die Durchlaufzeit wird im folgenden als Längsschnitt dargestellt. Das erlebte Kooperations- und Kommunikationsverhalten wurde an zwei Punkten gemessen.

Messung der Durchlaufzeit für Bedarfsmeldungen

Abbildung 38: Mittelwerte der Durchlaufzeit für drei Organisationseinheiten
Abbildung 38 Mittelwerte der Durchlaufzeit für drei Organisationseinheiten

Abbildung 38 zeigt die Mittelwerte der Durchlaufzeit für Bedarfsmeldungen von drei typischen IOEs.


Interpretation der Ergebnisse zur Durchlaufzeit

Anzahl der Bestellungen im Längsschnitt
Zur Interpretation der Durchlaufzeiten kann die Anzahl der gültigen Bedarfsmeldungen herangenommen werden. Der in Abbildung 39 gezeigte Verlauf je IOE läßt Rückschlüsse auf den Verlauf der Implementierung und der FuE-Projekte zu.

Abbildung 39: Anzahl der Bedarfsmeldungen je Monat und Organisationseinheit
Abbildung 39 Anzahl der Bedarfsmeldungen je Monat und Organisationseinheit

Im Pilotprojekt ist deutlich das zweite Bestellos innerhalb der Baustufe im August 1997 zu erkennen. Die IOE mit SI wurde vor der Bestellung einer Baustufe eingesetzt und hat deshalb noch eine geringe Anzahl an Bestellungen. Die Stabilität kann abschließend erst nach der Baustufenbestellung beurteilt werden. Die IOE ohne SI hatte eine etwa gleichbleibende Anzahl an Bestellungen über die beobachteten Monate. Bei nahezu gleicher "Last" erreicht die IOE ohne SI nicht die Durchlaufzeitenwerte des Pilotprojekts.

Veränderung der erlebten Kooperation und Kommunikation in den Bauteileteams
Neben der Veränderung der Durchlaufzeiten wurde auch die erlebte Kooperation und Kommunikation über zwei Befragungen untersucht. Abbildung 40 zeigt die Zusammensetzung der Stichprobe.

Abbildung 40: Anzahl der Mitarbeiter, die mittels Kennwort bei den Befragungen zugeordnet werden konnten
Abbildung 40 Anzahl der Mitarbeiter, die mittels Kennwort bei den Befragungen zugeordnet werden konnten

Von den 100 verteilten Fragebögen konnten nur 19 durch ein Kennwort der ersten und der zweiten Befragung zugeordnet werden. Dadurch wird die statistische Aussagekraft der Untersuchung geschwächt. Die relativ niedrige Quote ist vermutlich auf die individuelle Vergabe des Kennworts zurückzuführen.55
Die Beschreibung der in Abbildung 41 dargestellten Skalen erfolgt in Tabelle 16.

Abbildung 41: Veränderung der erlebten Kooperation und Kommunikation der Mitarbeuter in den BTTs im Vergleich zu Mitarbeitern, die nicht in BTTs arbeiten.
Abbildung 41 Veränderung der erlebten Kooperation und Kommunikation der Mitarbeuter in den BTTs im Vergleich zu Mitarbeitern, die nicht in BTTs arbeiten.

Die Änderungen innerhalb der Stichprobe sind in Anlage 1 wiedergegeben.

Erhobene Variable Ergebnisse
Soziale
Rückendeckung
Mitarbeiter, die in einem Bauteileteam arbeiteten, gaben bei der ersten Befragung ein geringeres Maß an sozialer Rückendeckung durch Vorgesetzte und Kollegen an als Mitarbeiter, die nicht in einem Bauteileteam arbeiteten. In der zweiten Befragung gaben sie ein deutlich höheres Maß an sozialer Rückendeckung an als Mitarbeiter, die nicht in einem Bauteileteam arbeiteten.
Arbeitsunter-
brechungen
Mitarbeiter, die in einem Bauteileteam arbeiteten, gaben bei der ersten Befragung eine leicht höhere Auftretenshäufigkeit von Arbeitsunterbrechungen durch Fehlen von Arbeitsmitteln oder äußeren Störungen an als Mitarbeiter, die nicht in einem Bauteileteam arbeiteten. In der zweiten Befragung gaben sie eine deutlich geringere Auftretenshäufigkeit an als Mitarbeiter, die nicht in einem Bauteileteam arbeiteten.
Kooperation Mitarbeiter, die in einem Bauteileteam arbeiteten, schätzten die Qualität der Zusammenarbeit mit den Kollegen in der ersten Befragung leicht besser, in der zweiten Befragung leicht geringer ein als Mitarbeiter, die nicht in einem Bauteileteam arbeiteten.
Kommunikations-
qualität
Mitarbeiter, die in einem Bauteileteam arbeiteten, schätzten die Qualität der Kommunikation mit unterschiedlichen Kommunikationspartnern im bezug auf Rechtzeitigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen in der ersten Befragung genau so gut, in der zweiten Befragung besser ein als Mitarbeiter, die nicht in einem Bauteileteam arbeiteten.
Rück-
meldungsbedarf
Mitarbeiter, die in einem Bauteileteam arbeiteten, gaben in beiden Befragungen einen höheren Bedarf an genauerer Rückmeldung von unterschiedlichen Kommunikationspartnern im bezug auf die Qualität der eigenen Arbeit an als Mitarbeiter, die nicht in einem Bauteileteam arbeiteten.
Informations-
überlastung
Mitarbeiter, die in einem Bauteileteam arbeiteten, schätzten die Informationsüberlastung durch unterschiedliche Kommunikationspartner in der ersten Befragung höher ein als Mitarbeiter, die nicht in einem Bauteileteam arbeiteten. Dieser Unterschied kehrte sich in der zweiten Befragung um.
Informations-
zusammenfassung
Mitarbeiter, die in einem Bauteileteam arbeiteten, schätzten bei der ersten Befragung die Qualität ihrer Zusammenfassung von Informationen an unterschiedliche Kommunikationspartner schlechter ein als Mitarbeiter, die nicht in einem Bauteileteam arbeiteten. Dieser Unterschied verschwand in der zweiten Befragung.
Informations-
weitergabe
Mitarbeiter, die in einem Bauteileteam arbeiteten, gaben in der ersten Befragung an, weniger Informationen an unterschiedliche Kommunikationspartner weiterzugeben als Mitarbeiter, die nicht in einem Bauteileteam arbeiteten. Dieser Unterschied kehrte sich in der zweiten Befragung um.
Tabelle 16 Ergebnisse des KOKOM

Interpretation der Ergebnisse des KOKOM
Nahezu alle erhobenen Skalen haben sich zwischen den beiden Befragungen bei Mitarbeitern im BTT deutlich erhöht. Einzig der Bedarf an Rückmeldung wurde noch größer (der Wert wurde geringer), was wahrscheinlich auf den Zeitpunkt der Untersuchung während der Prozeßveränderung zurückzuführen ist; siehe hierzu auch Abschnitt 3.2.2 (vgl. auch Rühle, Training, 1988, S. 37). Dies deckt sich mit den Ergebnissen aus TBS-GA, FIT und JDS. Die Rückmeldung durch andere bleibt demnach ein offener Gestaltungspunkt. Die leichte Verschlechterung der Kooperation hat vermutlich den selben Hintergrund und läßt auch hier auf eine weitere Option zur Gestaltung schließen.
Insgesamt wurde jedoch die Kooperation und Kommunikation bei der Prototypteilebeschaffung durch den veränderten Prozeß erheblich verbessert. Da die Werte der Untersuchungsgruppe bei der ersten Untersuchung unterhalb, bei der zweiten oberhalb der Kontrollgruppe lagen, können die Veränderungsmaßnahmen als hochwirksam interpretiert werden (vgl. Matern, Arbeitsanalyse, 1984, S. 175).
Aus den Aussagen zum Erleben der Kommunikation durch die Bauteileteams lassen sich Schlußfolgerungen auf die Interaktion der untersuchten Gruppe im organisationalen Kontext ziehen (vgl. Gebert/von Rosenstiel, Organisationspsychologie, 1996, S. 311). Im vorliegenden Fall ist davon auszugehen, daß die Bauteileteams in die bestehende Organisation integriert werden konnten.

Ermüdung, Monotonie, Sättigung und Streß bei geistiger Arbeit (BMS-GA)
Mit dem BMS-GA wurden mögliche psychische Fehlbeanspruchungen untersucht, die kurzfristig zu einer Destabilisierung des Prozesses führen könnten. Abbildung 42 zeigt die Ergebnisse der Einstufungen beider Gruppen am Abend. Die Beschreibung der Einstufung ist in Tabelle 17 wiedergegeben.

Abbildung 42: Absolutwerte der erlebten psychischen Beanspruchung beider Gruppen abends
Abbildung 42 Absolutwerte der erlebten psychischen Beanspruchung beider Gruppen abends

Erhobene Variable Ergebnis
Psychische Ermüdung Beide Gruppenmittelwerte lagen im Bereich "Wohlbefinden".  
Erlebte Ermüdung war bei Mitarbeitern im BTT abends schlechter ausgeprägt als bei Mitarbeiter, die nicht in einem BTT arbeiteten.
Monotonie Beide Gruppenmittelwerte lagen im Bereich "Wohlbefinden". Erlebte Monotonie war bei Mitarbeitern im BTT abends besser ausgeprägt als bei Mitarbeiter, die nicht in einem BTT arbeiteten.
Psychische Sättigung Beide Gruppenmittelwerte lagen im Bereich "Wohlbefinden".  
Erlebte Sättigung war bei Mitarbeitern im BTT abends besser ausgeprägt als bei Mitarbeiter, die nicht in einem BTT arbeiteten.
Streß Beide Gruppenmittelwerte lagen im Bereich "Wohlbefinden". Die Unterschiede beim erlebten Streß lagen im Rahmen der Meßungenauigkeit

Tabelle 17 Ergebnisse des BMS-GA

Interpretation der Ergebnisse des BMS-GA
Die Untersuchung zeigte, daß die BTT-Mitarbeiter eine stärkere, erlebte Ermüdung feststellen (siehe auch FIT: höhere erlebte Arbeitsintensität, S. 119), jedoch das Erleben von Monotonie, Sättigung und Streß besser als bei der Kontrollgruppe ausfällt. Insgesamt sind keine kurzfristig zu erwartenden Destabilisierungen des Prozesses durch psychische Fehlbeanspruchungen zu erwarten.

5.3 Zusammenfassung

Bevor die Gesamtübersicht der Hypothesen zur Stabilität veränderter Prozesse zur Validierung dargestellt wird, soll der angewandte Ansatz zur Validierung - über die bereits in Abschnitt 5.1.5 durchgeführte Kritik hinausgehend - nochmals kritisch betrachtet werden, um die Güte der Validierung abschätzen zu können.

Erweiterte Methodenkritik
Aus den betrieblichen Randbedingungen und den Ansprüchen nach einer gültigen wissenschaftlichen Beweisführung konnte ein Kompromiß gefunden werden, der folgende Stärken und Schwächen aufweist.

+ Stärken des Validierungsansatzes sind:
  • Es konnte für jede Hypothese ein Verfahren angewendet oder entwickelt werden, das die Ausführung im Projekt beweist.
  • Auf der Basis der Durchlaufzeiten und der erlebten Kooperation und Kommunikation konnten Variable erhoben werden, die die Prozeßstabilität in der gewünschten Form indizieren.
  • Die Durchlaufzeiten konnten kontinuierlich über einen Zeitraum von etwa 14 Monaten beobachtet werden.
- Schwächen des Validierungsansatzes sind:
  • Basis der Validierung ist nur ein Veränderungsprojekt.
  • Die Sensitivität der einzelnen Hypothesen auf die Stabilität des Gesamtprozesses konnte aufgrund der gewählten Vorgehensweise nicht ermittelt werden.
  • Die Hypothesen zur Tätigkeitsgestaltung konnten nicht in allen Tätigkeiten des Prozesses nachgewiesen werden.
  • Die Kontrollgruppe wurde aus den vorgefundenen Gruppen gebildet und konnte nicht in allen Bereichen isoliert werden.

Tabelle 18 zeigt die Hypothesen für die Versuchs- und Kontrollgruppe und den erreichten - in den vorigen Abschnitten belegten - Umsetzungsstand.

Nr. Hypothese Versuchsgruppe (mit SI) Kontrollgruppe (ohne SI)
1 Vollständigkeit Die Vollständigkeit der veränderten Tätigkeit konnte durch die Tätigkeitsbewertung mittels TBS-GA sowie der subjektiven Erhebungsverfahren JDS und FIT für die Beschaffertätigkeit nachgewiesen werden.
2 Rückmeldung Die tätigkeitsinterne Rückmeldung konnte bei der Tätigkeit des Beschaffers realisiert werden. Die Rückmeldung durch andere weist deutliche Schwächen auf. Dies wird durch alle angewendeten Verfahren bestätigt.
3 Tätigkeits-
spielraum
Für die Gestaltung der Tätigkeit des Beschaffers konnte der Tätigkeitsspielraum adäquat gestaltet werden. Auch in weiteren Teiltätigkeiten des Prozesses konnten die differenzierten Ausführungen des Tätigkeitsspielraums angewendet werden.
4 Integration Die Sollwerte für die zweite Phase der Integration wurden erreicht. Die Integration in der ersten und zweiten Phase war nur schwach ausgeprägt.
5 Organisations-
adaption
Eine Adaption an organisationsspezifische Bedingungen erfolgte nachweislich in allen betroffenen IOEs
6 Gesendete
Information
Die Sollwerte für die gesendete Information wurde in den Versuchsgruppen erreicht. Die Sollwerte wurden teilweise deutlich unterschritten.
7 Training Die Sollwerte der Trainingspunkte wurden erreicht. Die Sollwerte wurden nicht erreicht, teilweise wurde auf ein Training komplett verzichtet.
8 Betreuungs-
intensität
Die Sollwerte wurden erreicht. Die Sollwerte wurden nur teilweise erreicht, beim Pilotprojekt deutlich überschritten.
Leistungsmerkmale des Prozesses (Durchlaufzeit) Die Durchlaufzeiten erreichen die Zielwerte und schwingen mit kleinen Amplituden um diese. Der Prozeß kann als stabil bezeichnet werden. Die Ziele für die Durchlaufzeit werden nur teilweise erreicht. Die Amplituden sind größer als bei der Versuchsgruppe. Der Prozeß kann als nicht stabil bezeichnet werden.
Verhalten und Erleben der Mitarbeiter im Prozeß
(Kooperation und Kommunikation)
Die erlebte Kooperation und Kommunikation hat sich in den Bauteileteams deutlich verbessert. Keine Aussage.

Tabelle 18 Hypothesen und Prozeßstabilität bei Versuchs- und Kontrollgruppe

Die Bereiche mit SI haben die Stabilitätsziele des neuen Prozesses erreicht. Die Durchlaufzeiten liegen über mehrere Monate im Zielbereich. Die erlebte Kooperation und Kommunikation hat sich deutlich verbessert. In der Kontrollgruppe ist zu erkennen, daß die Ziele nicht im gewünschten Umfang erreicht wurden. Dies korreliert mit der Untersuchung, die zeigte, daß nicht alle Hypothesen zur Implementierung dort umgesetzt werden konnten. Für die Hypothesen der Tätigkeitsgestaltung stellte sich im Fallbeispiel heraus, daß der Aufbau der Rückmeldung durch andere, vornehmlich aus dem Referenz-Handlungsfeld, Schwierigkeiten bereitet (wie bereits von Resch, Handlungsregulation, 1988 theoretisch formuliert). Die tätigkeitsinterne Rückmeldung im Faktischen-Handlungsfeld konnte gut realisiert werden. Die eingesetzten arbeits- und organisationspsychologischen Verfahren zeigten im gegenseitigen Vergleich keine gravierenden Abweichungen in ihren Ergebnissen und bestätigten eindeutig die Schwäche der Tätigkeitsgestaltung in bezug auf die Rückmeldung durch andere.
Das in Abschnitt 2.1.2 dargestellte Paradigma zur habituellen Verhaltensänderung des Menschen durch die Ergebnisse der Tätigkeit konnte durch die Untersuchung des erlebten Kooperations- und Kommunikationsverhaltens bestätigt werden.
Die Validierung zeigte, daß ein Zusammenhang zwischen der theoretischen Prozeßstabilität, die in den Kapiteln 2 und 3 begründet wurde, und der Prozeßstabilität des Fallbeispiels besteht. Durch die Anwendung der in den Hypothesen beschriebenen Vorgehensweisen zur Implementierung und zur Tätigkeitsgestaltung bei Prozessen der geistigen Arbeit kann die Stabilitätswahrscheinlichkeit erhöht werden(vgl. Laurig/Luttmann, Hypothesenbildung, 1997, S. 100f).

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