Keine Angst vor Fettnäpfchen

(MSt) Tausende Geschäftsreisende treten täglich ins Fettnäpfchen: Da verbeugt sich der deutsche Geschäftsmann im gelernten Winkel von 35 Grad und klatscht mit der Stirn gegen die ausgestreckte Hand des japanischen Besuchers. Oder man zuckt am Telefonhörer, weil man nicht abschätzen kann, wann genau das Gespräch mit dem ausländischen Geschäftspartner als beendet gelten kann.

Dabei könnte es auch einfacher gehen, so Prof. Dr. Bernd Müller-Jacquier, Inhaber der Professur Interkulturelle Kommunikation der TU Chemnitz-Zwickau und Initiator des gleichnamigen Studienfaches: "Wenn in internationalen Teams jeder bestimmte interkulturelle Mittlerkompetenzen anwenden würde, könnten verschieden aufgefaßte Bedeutungen (z.B. Notwendigkeit fester Tagesordnungen), Handlungen (z.B. Begrüßungen, Schweigephasen) oder Äußerungen (z.B. explizite Zurückweisungen) von den Beteiligten selbst geklärt werden", betont der Chemnitzer Wissenschaftler. Dazu benötige man jedoch spezifische interkulturelle Kompetenzen. Angesichts der Zunahme und Alltäglichkeit interkultureller Kontakte seien die dafür notwendigen Qualifikationen für die interkulturelle Zusammenarbeit neu zu überdenken. Warum? "Weil durch die Zunahme der Quantität zu oft die Qualität des Sichverstehens abnimmt", so die Antwort der Wissenschaftler. Die Kosten des Aneinander-Vorbei-Verstehens wagt Müller-Jacquier nicht zu beziffern. Sie stehen aber in keinem Verhältnis zu gezielten Vorbereitungs- maßnahmen wie etwa einem interkulturellen Training, oder begleitenden Maßnahmen für international besetzte Gruppen.

Interkulturelle Kompetenzen sind heute so wichtig wie nie zuvor, meint Müller-Jacquier, doch stünde die Trainingsforschung erst am Anfang. Diesen Problemen der "Qualifikationen für die interkulturelle Zusammenarbeit" widmet sich deshalb auch der Kongreß der "International Society for Intercultural Education,Training and Research" (SIETAR) vom 17. bis 20. Juli 1997 in Chemnitz. Es ist zugleich der erste in den neuen Bundesländern ausgerichtete Kongreß für SIETAR Deutschland, dem nationalen Ableger einer von der UNESCO anerkannten, weltweit mit Veranstaltungen operierenden Gesellschaft für interkulturelle Erziehung, Training und Forschung.

In mehr als 50 Veranstaltungen wird über Erhebungsinstrumente interkultureller Kompetenz, zu Problemen der deutsch-chinesischen und deutsch-osteuropäischen Kooperation, sowie über Methoden interkulturellen Trainings referiert und diskutiert. Daneben werden auch vielfältige Formen interkultureller Zusammenarbeit, behandelt. Laut Müller-Jacquier stellen interkulturelle Trainer, Berater oder Mediatoren das Gros der Teilnehmer. Weitere Informationen zur Tagung und Anmeldungsunterlagen können über Telefon 03 71/5 31-29 67 und Fax 03 71/5 31-29 65 abgefordert werden.


Ringvorlesung

(HR) Die bereits seit mehreren Semestern an der Chemnitzer Philosophischen Fakultät zu geschlechtsspezifischen Fragestellungen stattfindende "Frauen-Ringvorlesung" wird fortgesetzt. Galt die Aufmerksamkeit in den Vorträgen und Diskussionen der letzten Semester stärker sozialhistorischen Aspekten, so stehen die Beiträge der Referentinnen in diesem Sommer unter dem Thema "Literarische Weiblichkeitsentwürfe". Eröffnet wurde die Reihe am 28. Mai 1997 mit einem Vortrag von Prof. Dr. Evelyne Keitel aus der Chemnitzer Uni. Die Amerikanistin sprach zum Thema "Der weibliche Blick im Kriminalroman". Prof. Dr. Ingrid Bennewitz von der Universität Bamberg widmet sich in ihrem Vortrag am 11. Juni 1997 dem Thema "Berichte aus der Zeit der Päpstin. Die Inszenierung des Geschlechtertauschs". Sie führt ihre Zuhörer in die deutsche Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit zurück. Die Dritte im Bunde ist Heike Schmitz, wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl Deutsche Literatur der Neuzeit an der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Sie wird in ihrem Vortrag am 9. Juli 1997 den "Mystischen Spuren eines Streits um Liebe in der Literatur des 20. Jahrhunderts" nachgehen und dabei unter anderem auf Texte von Ingeborg Bachmann eingehen. Alle Veranstaltungen beginnen um 18.30 Uhr im Universitätsteil Straße der Nationen 62, Raum 266.

Projekt: "Frauen in der Technik?!"
Wir suchen Chemnitzer Hochschulabsolventinnen der Ingenieur- und Naturwissenschaften, die erfolgreich in ihren Berufen tätig sind. Haben Sie eine Studentin dieser Studienrichtungen betreut oder können Sie uns mit Informationen weiterhelfen? Bitte wenden Sie sich an die Zentrale Studienberatung, Straße der Nationen 62/Zi. 046, Telefon 03 71 / 5 31-18 40. E-Mail: anke.bischoff@mb3.tu-chemnitz.de


Nicht nur Fälschern auf der Spur

(MSt) Vom 23. bis 26. Juni 1997 findet im Chemnitzer Veranstaltungszentrum "Forum" die 9. Tagung "Festkörperanalytik" statt. Erwartet werden 400 Wissenschaftler aus acht Ländern. Organisiert wird die Veranstaltung vom Institut für Chemie der TU Chemnitz-Zwickau im Auftrag der Gesellschaft Deutscher Chemiker. In 38 Plenar- und Hauptvorträgen und über 130 Posterbeiträgen werden neue Methoden der Untersuchung von Festkörpern und Oberflächen vorgestellt und diskutiert. Unter Festkörpern verstehen die Chemiker dabei Stoffe im kondensierten Zustand mit fester Gestalt und festem Volumen. Ein Alltagsproblem der Festkörperanalytik ist zum Beispiel die Bestimmung der Echtheit von Edelsteinen. Während der Chemnitzer Tagung werden aber auch völlig neue Anwendungsbereiche sowie Fragen der Werkstoffentwicklung erörtert. Im Rahmenprogramm erwartet die Tagungsteilnehmer ein Besuch des Chemnitzer Naturkundemuseums und des Wasserschlosses Klaffenbach. Weitere Informationen zur Tagung erteilt Prof. Dr. Günter Marx, Telefon 03 71/5 31-14 77.


Motivation für Öffnung nach Osten

III. Chemnitzer Ostforum war Mittler von Wissen und Informationen zwischen West und Ost

BILD

Podiumsdiskussion während des Ostforums: Prof. Dr. Dietrich Theß, Gert Reichelt, Prof. Dr. Dieter Wagner, Prof. Dr. Ernst Zander, Petr Konvicka und Dr. Tckocko Kumanov (v.l.)

Über 100 Teilnehmer aus 16 Ländern fanden sich vom 5. bis 7. März 1997 zum III. Chemnitzer Ostforum mit dem Thema "Führungskräfte im osteuropäischen Transformationsprozeß" an der Chemnitzer Universität zusammen. Unter der Schirmherrschaft des sächsischen Wirtschafts- und Arbeitsministers Dr. Kajo Schommer lag die Durchführung bei der Professur für Organisation und Arbeitswissenschaft, Prof. Dr. Rainhart Lang. Nicht lediglich "Wissensberieselung", sondern aktive Beschäftigung mit dem angebotenen Stoff war angesagt: Prof. Dr. Fred Luthans (University of Nebraska, USA) berichtete beim Ostforum über Erfolge osteuropäischer Unternehmen durch westliche Managementmethoden: Mit Beispielen aus Polen und Albanien zeigte Luthans auf, daß modernes Management nicht nur für Führungskräfte attraktiv ist, sondern den Unternehmen handfeste ökonomische Vorteile bringt. Das Führungsverhalten von russischen Managern war Gegenstand des Hauptreferates von Prof. Dr. Wladimir Maslow, Lomonossow-Universität Moskau, Rußland. Maslow stellte die Partizipation der Mitarbeiter und ihrer Vertreter an Entscheidungen der Vorgesetzten als wesentliches Element modernen Managements heraus. Dies stoße in Rußland bei Führungskräften mit Planwirtschaftsvergangenheit auf Widerstand, während die jüngere Managergeneration eher hierfür aufgeschlossen sei.

Jiri Sedlacek, Bildungsleiter bei Skoda (Mlada Boleslav, Tschechien) sprach über Meisterausbildung und -entwicklung bei Skoda. Sedlacek machte in diesem Zusammenhang deutlich, daß in Unternehmen eines multinationalen Konzerns auch die Zusammenführung von unterschiedlichen Human- und Wirtschaftstrukturen eine wesentliche Aufgabe der Personalentwicklung darstellt.

Dr. Carl H. Hahn, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, zog eine kritische "Zwischenbilanz des Transformationsprozesses in Osteuropa" (siehe Kasten auf der nächsten Seite), wobei die deutsche Industrie die Schwerpunkte setzte. Als das Kernproblem der ostdeutschen Transformation bezeichnete Hahn die Einführung der Deutschen Mark, die die Wettbewerbsfähigkeit der ostdeutschen Industrie massiv beeinträchtigt habe. Die Erfolge insbesondere solcher Reformländer wie Tschechien und Polen sowie Ungarn, die eine überwiegend neoliberale Wirtschaftspolitik realisiert und eher auf eine beschleunigte Transformation und Privatisierung der Wirtschaft gesetzt haben, bestätigen nach seiner Meinung die Richtigkeit eines solchen Überganges in markwirtschaftliche Strukturen.

Die Podiumsdiskussion unter Leitung von Prof. Dieter Wagner (Universität Potsdam), Dr. Tckocko Kumanov (Bulgarisch-Deutsches Mangementzentrum in Sofia/Bulgarien), Gert Reichelt (IHK Südwestsachsen), Prof. Dietrich Theß (FAKT GmbH Dresden), Prof. Ernst Zander (Universität Hamburg) sowie Petr Konvicka (Invest Consult Chemnitz) wurde zum Thema "Transfer zum Management-Know-How in den Osten" geführt. Die Frage nach einer Veränderung der Strategien des Know-how-Transfers wurde von allen Podiumsteilnehmern bejaht.

Insbesondere Kumanov forderte die stärkere Beachtung von Regionalität, Praxisnähe und Traditionsgebundenheit. Die gegenwärtigen Stukturen würden zu wenig den unterschiedlichen Mentalitäten Rechnung tragen. Eine stärkere Kooperation und einen verbesserten Erfahrungsaustausch zwischen den jeweils am Transfer Beteiligten forderte Konvicka ein. Reichelt betonte insbesondere die Notwendigkeit einer Berücksichtigung der kleinen und mittleren Betriebe beim Know-how-Tansfer, der seines Erachtens gegenwärtig viel zu stark durch die Vergabe von Staatsaufträgen an große Beraterfirmen beeinträchtig sei. Auch

Zander schloß sich der Forderung nach Beachtung unterschiedlicher Beteiligung an. Als Problem nannte er insbesondere die Nachhaltigkeit von Trainingsmaßnahmen; die meisten hinterließen gegenwärtig oft nur kurzfristige Wirkungen. Überdies sei die mangelnde Koordinierung mit internationalen Partnern und der verschiedenen internationalen Programme, die auch schon von Kumanov beklagt wurde, ein wesentliches Problem. Als Lösung dafür verwies Zander auf die verstärkte Evaluierung von Programmen durch unabhängige Gutachter sowie eine zunehmende Ausbildung einheimischer Personen als Trainer.

Prof. Graham Hollinshead (Bristol Business School, Großbritannien) referierte zu "New challenges facing Managers in the West". Hollinshead analysiert die vielfältigen Umfeldveränderungen als wesentliche Quelle neuer Anforderungen an Manager. Er verwies dabei insbesondere auf neue Unternehmensstrukturen und Unternehmensnetzwerke, auf den Zerfall traditioneller Formen von Autorität und eine teilweise Dequalifizierung der Tätigkeiten. In diesem Zusammenhang sei der psychologische Kontrakt zwischen Managern auf der einen Seite und dem Unternehmen auf der anderen Seite nicht besonders stabil und z.T. recht einseitig. Die Manager würden sich stärker auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse konzentrieren. Insgesamt vertrat Hollinshead die Auffassung, daß sich die Manager aufgrund der verstärkten Individualisierung und hedomaterialistischen Orientierung der tatsächlichen Herausforderung eines Wandels noch nicht hinreichend bewußt seien.

Im abschließenden Praktikerbericht von Prof. Dietrich Theß wurde nochmals auf Voraussetzungen für die Kooperation und Arbeit in Rußland hingewiesen. Als wesentlich für die Arbeit in diesen Kulturen sieht Theß vor allem eine sprachliche Qualifikation und die Fähigkeit, mit der Mentalität der Geschäftspartner umzugehen. Die Vielschichtigkeit der Themenstellung ließ die Erarbeitung von direkten Handlungsempfehlungen und allgemein gültigen Ergebnissen der Tagung kaum zu.

Austausch und Vermittlung von Informationen standen im Vordergrund. Dazu trugen die Plenumsveranstaltungen sowie qualifizierte Referate und Diskussionen in den Workshops bei. Insoweit sei auf den im Hampp Verlag Ende 1997 erscheinenden Tagungsband verwiesen. Auch eine Spezialausgabe des Journal for East European Management Studies (Ende `97) sowie ein Nachlese-Diskussionsband (Anfang `98) sind geplant.

Festzuhalten bleibt: Das Chemnitzer Ostforum hat sich als turnusmäßige Veranstaltung etabliert - auf die nächste Folge 1999 kann man sich freuen. Die Technische Universität Chemnitz-Zwickau prägt und festigt mit dem Ostforum ihr Image als Informationsmittler zwischen West und Ost. Der Motivationseffekt für die gedankliche und geschäftliche Öffnung nach Osteuropa kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Dr. Hermann D. Kaiser
Dozent für Arbeitsrecht und Personalpolitik


Zwischenbilanz des Transformationsprozesses in Ostdeutschland

BILD

Dr. Carl. H. Hahn, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG: "Der Hauptfehler, der seit der Wiedervereinigung begangen wurde, war zweifellos, daß wir zu viele Auslaufmodelle unseres westlichen Systems -besonders auch des Bildungssektors - auf den Osten unseres Landes übertragen haben, anstatt Kassensturz zu machen und die Chance für Reformen zu nutzen, die seinerzeit auch in der alten Bundesrepublik längst überfällig waren"

Aktiv-Seite

Passiv-Seite

Quelle: Referat von Dr. Carl. H. Hahn auf dem III. Chemnitzer Ostforum


Rheologen tagten erstmals in Chemnitz

BILD

Prof. Dr. Nuri Aksel im Gespräch mit em. Prof. Dr. Paul Schümmer, RWTH Aachen, und Dr. Werner Mielke, Geschäftsführer der Deutschen Rheologischen Gesellschaft (v.r.)

Vom 11. bis 13. März 1997 fand an der Chemnitzer Uni die Tagung der Deutschen Rheologischen Gesellschaft und der Fachgruppe Rheologie der Tschechischen Chemischen Gesellschaft statt. Dies war zugleich die erste Rheologentagung, die in den neuen Bundesländern durchgeführt wurde. Aus sieben europäischen Ländern kamen 142 in der Industrie und an Hochschulen tätige Wissenschaftler nach Chemnitz, ein Wissenschaftler reiste aus den USA an. Tagungsbegleitend stellten alle führenden Hersteller von rheologischen Meßgeräten ihre Neuheiten vor.

In 85 Vorträgen wurden aktuelle Probleme der Rheologie (Fließkunde), insbesondere zum Fließverhalten von Kunststoffschmelzen und Dispersionen, aber auch zur Strömungsmechanik nicht-Newtonscher Flüssigkeiten und zur Elektrorheologie vorgetragen und diskutiert. In einem für interessierte Chemnitzer offenen Abendvortrag wurde über neueste Erkenntnisse zur Lawinen- und Gletscherrheologie berichtet.

Seit Jahren gibt es auch an der Fakultät für Maschinenbau und Verfahrenstechnik der TU Chemnitz-Zwickau eine rege Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Rheologie. An der Professur Strömungsmechanik werden in Kooperation mit der Professur Verfahren der Polygraphischen Technik Untersuchungen zum Einfluß der rheologischen Eigenschaften von Zeitungsdruckfarben auf den Offsetdruckprozeß durchgeführt. Wissenschaftler der Professur Festkörpermechanik untersuchen in diesem Zusammenhang die viskoelastischen Eigenschaften von Drucktüchern sowie die Materialparameter verschiedener Papiere. An den Professuren Kunststoffverarbeitungstechnik und Strömungsmechanik werden unter anderem das Fließverhalten von Kunststoffschmelzen in Werkzeugen sowie Struktur-Eigenschafts-Beziehungen gefüllter Kunststoffe untersucht.

Neben der angewandten Forschung fand auch die Grundlagenforschung der Chemnitzer Rheologen während der Tagung große Beachtung, insbesondere die gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie Pfinztal durchgeführten Arbeiten zur Tensid- und Emulsionsrheologie, zur Rheologie plastovisko-elastischer Dispersionen sowie zur Mikromechanik und Matrix-Füllstoff-Wechselwirkung in gefüllten Elastomeren.

Im September kommenden Jahres wird die 5. Europäische Rheologiekonferenz in Ljubljana (Slowenien) durchgeführt, auf der die Chemnitzer Rheologen bestimmt vertreten sind. Die nächste Weltrheologiekonferenz findet im Jahr 2000 in Cambridge statt.

Dr. Lutz Heymann
Fakultät für Maschinenbau und Verfahrenstechnik


Von Energieeinsparung bis Luftreinhaltung

Fachtagung "Energie und Umwelt '97" profitierte vom Praxisbezug der Vorträge

BILD

Oft nachgefragt: Windenergienutzung

Der Fachkongreß "Energie und Umwelt '97" wurde am 19. und 20. März erstmals an der TU Chemnitz-Zwickau durchgeführt. In mehr als 70 Vorträgen, einer tagungsbegleitenden Firmenrepräsentation sowie einer Posterausstellung wurde über den Stand der Technologie auf diesen Gebieten und deren praxisbezogenen Anwendungen informiert.

Nach der Eröffnung durch Prof. Dr. Günther Hecht, Rektor der TU, und einem Grußwort von Dr. Wolfram Hoschke, Hauptgeschäftsführer der IHK Südwestsachsen, gab der Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie, Prof. Dr. Heiner Michael Kinze, einen Überblick über die Umweltsituation in Sachsen. Dr. Volker Wittwer vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg sprach zum Thema "Solarenergie - Markt und Potential für die Zukunft".

Anschließend befaßten sich an beiden Tagen neun Vortragsgruppen mit den Themenkreisen kreislauforientierte Unternehmensführung, rationeller Energieeinsatz in Gebäuden, thermische Solarenergienutzung und Wärmespeicherung, Energiekonzepte und industrielle Energienutzung, Kraft-Wärme-Kopplung, regenerative Energiequellen, Altlasten- und Bodensanierung, Luftreinhaltung und Abluftreinigung sowie Abwasserreinigung und Klärschlammbehandlung.

Die überwiegend praxisorientierten Vorträge stießen bei den Teilnehmern auf lebhaftes Interesse. Das galt insbesondere für die "Thermische Solarenergienutzung", für die durch das persönliche Engagement der Projektgruppe "Solarthermie 2000" der TU namhafte und kompetente Referenten aus ganz Deutschland gewonnen wurden. Ein Zeichen, daß sich die TU Chemnitz-Zwickau auf diesem Gebiet zu einem wichtigen Ansprechpartner über die Landesgrenzen hinaus entwickelt hat.

Gleiches gilt für die anderen Tagungsgruppen. Die Vorträge über "Industrielle Energienutzung und Wärmespeicherung" waren nach dem Urteil von Prof. Dr. Dietrich Amft von überwiegend ausgezeichneter Qualität. Im Mittelpunkt der Diskussion der "Altlasten- und Bodensanierung" standen Sanierungsziele und aktuelle Fragen der Finanzierung von Sanierungsvorhaben. Das Resümee von Prof. Dr. Petra Radehaus: "Für einen zügigen Fortgang der Altlastenbearbeitung und Flächenrevitalisierung ist ein interdisziplinäres, koordiniertes Zusammenwirken von Experten aus der Industrie, den Universitäten und staatlichen Umweltämtern erforderlich."

BILD

Die Forschungsgruppe "Solarthermie 2000" stellte auf der Tagung "Energie und Umwelt '97" eine Anlage zur Brauchwarmwasserbereitung vor, die auf dem Kreispflegeheim Hilbersdorf bei Freiberg installiert wurde. Über eine 108 Quadratmeter große Kollektorfläche wird Sonnenenergie in Wärme umgewandelt.

Besonders erwähnenswert aus der Vielzahl interessanter Beiträge ist der Situationsbericht zum Öko-Audit in Sachsen durch Oliver Schenk vom Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landesentwicklung.

Leider ist es in diesem Rahmen nicht möglich, eine ausführliche Bewertung aller neun angebotenen Vortragsgruppen abzugeben. So mußten die Teilnehmer der "Regenerativen Energiequellen" in einen großen Hörsaal umziehen, weil die auch für Sachsen hochaktuellen Vorträge über die Windenergienutzung viele Besucher angelockt hatten.

Der bereits erschienene Tagungsband kann zum Preis von 80,50 Mark zuzüglich Versandkosten bei Technologie Consult, Martinsreuther Straße 39, 95032 Hof, bestellt werden.

Dipl.-Ing. Christian Utesch
Technologie Consult Hof


Zurück - Inhalt - Vor
HTML-Version von Ralph Meyer, 18. Juni 1997